Dass der Angriff vom Freitag zu einer Eskalation mit dem Iran, dem mächtigsten Unterstützer der Houthis, führen könnte, ist allerdings auch unwahrscheinlich. Wenige Stunden zuvor zogen sich die iranischen Kriegsschiffe aus dem Roten Meer zurück – das deutet darauf hin, dass Teheran im Vorfeld vom Angriff unterrichtet wurde, Gesprächskanäle also offen sind. Doch auch die Houthis selbst verfügen über ausreichend Mittel, eine Bedrohung für die USA und deren Verbündete darzustellen. Etwa auf die Militärbasen der USA, Frankreichs und Italiens in Dschibuti.
Zwar dürfte die US-Flugabwehr gut vorbereitet sein, allerdings haben die Houthis bereits früher bewiesen, dass sie den Kampf mit Drohnen beherrschen: 2019 trafen sie Ölraffinerien des saudischen Konzerns Saudi Aramco und legten damit fünf Prozent der weltweiten Ölproduktion lahm. Auch das dort stationierte Patriot-System konnte den Angriff nicht verhindern. Einer Analyse von 2019 zufolge kommen sie auf etwa 180.000 bis 200.000 bewaffnete Kämpfer.
Blutige Geschichte
Selbst nennen sich die Houthis „Ansar Allah“, die „Partisanen Gottes“. Die Bezeichnung „Houthi“ geht auf Hussein Badreddin al-Houthi zurück, der unter anderem gegen die von Ägypten eingesetzte Regierung kämpfte. Er gehörte der schiitischen Strömung der Zaiditen an, die bis 1962 den Nordjemen beherrscht hatten, ehe sunnitische Offiziere mit ägyptischer Unterstützung putschten. Die Junta versuchte, den Zaidismus zurückzudrängen, woraufhin es immer wieder zu Bürgerkriegen kam.
Die Spannungen eskalierten vollends, als die Houthis 2014 die Hauptstadt Sanaa einnahmen. Als die Houthis zügig in Richtung Aden, der zweitgrößten Stadt des Jemen, vorrückten, griff 2015 Saudi-Arabien mit Unterstützung der USA, Großbritannien und anderer westlicher Staaten ein. Es entbrannte ein Krieg mit mehr als 150.000 Toten und – nach UN-Schätzung – 227.000 weiteren Todesopfern durch Unterernährung und Krankheiten. Derzeit haben die Kämpfe im Land stark abgenommen, was unter anderem dadurch zu erklären ist, dass sich der Iran und Saudi-Arabien im Frühjahr nach Vermittlung Chinas annäherten.
Massendemonstration
Wie stark der Einfluss der Houthis im Jemen ist, zeigen Aufnahmen von Massendemonstrationen in der Stadt Sadaa, wo Zehntausende „Tod den USA“ skandierten – wenige Stunden nach den Angriffen. Die Houthis sehen sich als Teil der „Achse des islamischen Widerstands gegen Israel“, feuern immer wieder Drohnen und Raketen auf Israel ab, die bisher aber stets abgefangen werden konnten.
Auch die Angriffe auf die Handelsschiffe begründen sie als Maßnahme, den Druck auf Israel zu erhöhen, die Gaza-Offensive zu beenden. Allerdings wurden bereits viele Schiffe, die mit Israel nichts zu tun haben, beschossen.
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