Was eine russische Bataillonskampfgruppe so gefährlich macht

Was eine russische Bataillonskampfgruppe so gefährlich macht
83 solcher Einheiten stehen derzeit an der Grenze zur Ukraine. Was sie können, wo sie Nachteile hätten.

Der Artillerieeinschlag kam so präzise wie überraschend: 34 Soldaten getötet, 49 Fahrzeuge, darunter acht Panzer, vernichtet – die ukrainische Brigade (etwa 3.000 bis 4.000 Mann) war de facto kampfunfähig gemacht worden, musste sich zurückziehen. Geschlagen von einer russischen "taktischen Bataillonskampfgruppe" (600 bis 1.000 Soldaten).

Dank gezielter Drohnenaufklärung konnte die russische Einheit den Artillerieschlag punktgenau anfordern – und ihre Gefährlichkeit unter Beweis stellen. Dieser Vorfall geschah im Juli 2014, seitdem hat sich die russische Bataillonskampfgruppe bewährt.

83 solcher Bataillonskampfgruppen (BKG) sollen mittlerweile an der Grenze zur Ukraine stehen, über 170 soll die russische Armee insgesamt verfügen.  Und 14 weitere sollen unterwegs sein. Der Großteil dieser zusätzlichen Truppen stammt aus dem östlichen Militärbezirk Russlands, der eigentlich die Grenze zu China absichern soll.Doch was macht diese BKG so besonders?

Zahlreiche Vorteile

Grundsätzlich besitzt eine BKG alle organisatorischen Fähigkeiten zum selbstständigen Kampf der verbundenen Waffen: Panzer- und Fliegerabwehr, Mehrfachraketenwerfer, Aufklärer, Logistik sowie Sanitätselemente und Fernmelder. Je nach Einsatz wird die „Grundtruppe“ – drei bis vier Kompanien (etwa 120 bis 250 Soldaten pro Kompanie) sowie Panzer – mit dem jeweiligen Element verbunden. Dies ermöglicht es einer BKG, autark zu agieren, selbstständig Aufträge zu erfüllen und mobiler zu sein. Sie ist rasch einsetzbar und hat sich auf verschiedenen Kriegsschauplätzen, auch in Syrien, bewiesen.

Die BKG werden direkt durch die Armee geführt, was einen großen Vorteil für ihre Reaktionsfähigkeit bedeutet: Eigentlich dazwischenliegende Führungsebenen wie etwa die Division fallen weg, der Kommunikationskanal ist kürzer. Gleichzeitig kann eine BKG auf die Lagebilder der Armee zugreifen, ist also über die Gesamtsituation in der Umgebung im Bilde. Ein massiver Vorteil im Vergleich zu anderen, gegnerischen Einheiten.

So auch beim Vorfall im Jahr 2014: „Die Drohnen flogen dabei paarweise – eine, um in niedriger Höhe die Aufmerksamkeit auf sich zu lenken und den Beschuss herauszulocken und eine in höherer Flughöhe, um die Bedrohung zu lokalisieren und Gegenfeuer einzuleiten“, wird in Waffengattungsseminaren beim Österreichischen Bundesheer gelehrt.

Vor allem im asymmetrischen Kampfeinsatz hat eine BKG durch ihre hohe Mobilität einen bedeutenden Vorteil, wurde in der Ukraine meist durch paramilitärische Verbände unterstützt und konnte so oft überraschend zuschlagen. In einem konventionellen Krieg könnten die BKG aufgrund ihrer schwächeren Bewaffnung (etwa zehn Panzer) das Nachsehen gegenüber NATO-Kampfbrigaden (etwa 90 Panzer) haben. Doch ein solcher Konflikt ist derzeit nicht absehbar.

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