Verkehr wird eingeschränkt
Am Freitag wurde angekündigt, dass Teheran abgeriegelt wird. Niemand darf die Stadt verlassen, der Verkehr zwischen den Städten soll eingestellt werden. Das Regime will damit einen zweiten großen Ausbruch von Covid-19 verhindern. Doch Appelle, zu Hause zu bleiben, verhallen oft ungehört.
Teheraner, die in der Hauptstadt geblieben sind, begrüßen diese Entscheidung, sagen aber, dass sie zu spät kommt, da viele Menschen bereits aus anderen Regionen zurückgekommen sind. Das Neujahrsfest fand schließlich bereits vor einer Woche, am 21. März, statt.
Viele Lügen
Die Perser halten Familientraditionen hoch, besonders dann, wenn Krise angesagt ist. Und Krise herrscht im Iran seit vielen Jahren. Da halten viele die Coronakrise immer noch für eine leichte Grippewelle. „Weil wir an der Nase herumgeführt werden. Weil wir nicht erfahren sollen, was wirklich los ist“, sagt Mehrdad. „Ich habe Verwandte in Wien. Die berichten mir.“
Die Mullahs halten ihre heilige Stadt Quom, die besonders viele Kranke und Infizierte hat, immer noch offen. Beten hat eben Vorrang.
Präsident Rohani sagt, der Staat verfüge nicht über die Mittel und Instrumente, um eine Stadt zu versorgen, die unter Quarantäne steht.
In den Basaren findet weiter ein buntes Treiben statt. Denn die einflussreichen Händler lassen sich ihr Geschäft nicht verbieten, berichtet Mehrdad. Die Revolution des Ajatollah Khomeini 1978-79 wäre ohne die Händler, die sich erst spät den Protesten angeschlossen haben, nie erfolgreich gewesen.
Kein Geld
Ein Grund ist auch, dass niemand mehr genug Geldreserven hat, um ohne Geschäft über die Runden zu kommen. Vielen bliebe also gar nichts anderes übrig, als sich auf die Großfamilie zu verlassen und weiter zu arbeiten.
Keine Tests
Verbittert seien viele, weil sie sich nicht testen lassen können. „Kranke Patienten wurden wieder nach Hause geschickt, das weiß ich“, sagt Mehrdad. Darum glaubt auch kein Mensch an die offiziellen Zahlen: Demnach sind lediglich 29.406 Personen mit Covid-19 infiziert und 2.234 Menschen an der Lungenkrankheit gestorben.
Enge Bindung an China
Warum gerade der Iran von Covid-19 so stark betroffen ist, ist leicht erklärt. Wegen der US-Sanktionen ist das Land auf China angewiesen. Die meisten Passagierflüge hat Iran mit China. Zu Beginn der Corona-Krise nahmen chinesische Teams noch an Sportwettbewerben teil, etwa in Rascht am Kaspischen Meer.
Rascht ist eine der am stärksten betroffenen Städte. Von dort dürfte sich das Virus in die Pilgerstätten Quom und Maschhad verbreitet haben.
Immerhin finden dort keine Freitagsgebete mehr statt. Doch Desinfektionsmittel, Schutzmasken und Atemgeräte sind Mangelware. Wie viele Ärzte und Krankenschwestern an der Lungenkrankheit gestorben sind? „Das wissen wir nicht“, sagt Mehrdad. „Ein Freund von mir ist gestorben. Er war ein wunderbarer Arzt. Es ist furchtbar traurig.“
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