Viele Infektionen, wenige Hospitalisierungen: Urlaubsländer im Überblick
Von einem „Tanz auf dem Vulkan“ sprach der niederländische Premier Mark Rutte am Mittwoch. 1.000 Menschen hatten sich auf einem Festival mit dem Coronavirus infiziert, rund 10.500 Neuinfektionen in 24 Stunden waren gemeldet worden. So viele wie zuletzt zu Weihnachten. Die 7-Tage-Inzidenz liegt nun bei über 300. Zum Vergleich: In Österreich liegt der Wert bei 15,2.
Die Patientenzahlen in Krankenhäusern steigen, aber langsam. Zwar infizieren sich vorwiegend Jüngere, die vergleichsweise selten schwer an Covid erkranken. Doch Experten befürchten, dass auch Ältere, die noch nicht oder nur teilweise geimpft sind, angesteckt werden. Dann können die Krankenhäuser erneut belastet werden. Positiv ist, dass bereits mehr als 40 Prozent der niederländischen Einwohner vollständig geimpft sind, fast 70 Prozent haben zumindest eine Dosis erhalten. Derzeit liegen 138 Personen im Krankenhaus – Anfang Mai waren es 1.800.
Die Sorge ist dennoch groß, dass die Niederlande erneut zum Hochrisikogebiet in Europa erklärt werden und damit für viele Niederländer der Urlaub ins Wasser fällt.
Auch in Italien steigen die Infektionszahlen an (2.153 gegenüber 1.534 im Vergleich zum Vortag), allerdings sinken die Hospitalisierungen: Waren am Dienstag noch 1.128 Menschen im Krankenhaus, waren es am Mittwoch 1.108. Anfang Juli waren noch 1.561 Personen im Spital.
Anders in Spanien, wo durch einen starken Anstieg an Neuinfektionen wieder erste Ausgangssperren verhängt wurden. 4.183 Infizierte sind derzeit im Krankenhaus – ein Plus von 47 Prozent im Vergleich zur Vorwoche. Dies entspricht einer Betten-Belegung von 3,5 Prozent. 6,7 Prozent der Intensivbetten sind derzeit durch Covid-Patienten belegt, in Katalonien, wo wieder schärfere Maßnahmen gesetzt wurden, sind es 21. Die ersten Operationen mussten bereits wieder verschoben werden.
Gesundheitsministerin Carolina Darias sieht dennoch einen Grund zur Hoffnung: 46 Prozent der Spanier sind vollständig geimpft, „das macht den großen Unterschied zwischen der aktuellen Welle und den vorherigen“, sagte sie.
In Frankreich, wo Anfang Juli 7.913 Patienten im Spital waren, sind es derzeit 7.000. Anfang Mai waren es noch 28.000. Auch hier steigen die Zahlen langsam. Täglich kommen etwa 146 neue Patienten dazu.
Rasch steigen die Infektionszahlen in Griechenland – bei täglich mehr als 2.000 Neuinfektionen hat die griechische Regierung am Dienstag eine weitreichende Impfpflicht und neue Auflagen für den Freizeitbereich angekündigt. So müssen sich in den kommenden Wochen alle Beschäftigten im Pflege- und Gesundheitssektor verpflichtend impfen lassen - andernfalls werden sie ohne Gehalt von ihrer Arbeit freigestellt. Auch Touristen sind betroffen, denn in geschlossenen Räume von Kinos, Theatern und Gastro dürfen künftig nur noch Geimpfte Platz nehmen.
60 Prozent der Neuinfektionen machen Menschen von 18 bis 34 aus. Deren hohe Impfraten werten die Behörden ebenfalls als Grund zur Hoffnung, dass die Bettenbelegung in den Krankenhäusern nicht zu hoch ausfallen wird. Auch die Zahl der Toten ist drastisch gesunken. Von 71 Anfang Mai auf sieben am Mittwoch.
Positive Nachrichten gibt es auch aus Kroatien, wo die Neuinfektionen lange nicht so rapide zunehmen wie anderswo. 115 neue Fälle wurden in den vergangenen 24 Stunden vermeldet, 111 Personen kamen ins Krankenhaus.
Impfungen geben Hoffnung
Israel liegt mit 60 Prozent Durchimpfungsrate an erster, Großbritannien mit 51 Prozent an zweiter Stelle. Womit sowohl Israel wie auch Großbritannien konfrontiert sind, ist der Umstand, dass in beiden Staaten trotzdem wieder ansteigende Infektionszahlen registriert werden. So sind sie in Israel auf den höchsten Stand seit Ende März geklettert, 730 neue Fälle binnen 24 Stunden wurden am Dienstag vermeldet, jedoch blieb die Zahl der Schwerkranken unverändert bei 45, es gab auch keine neuen Todesfälle. Und wie auch in Großbritannien stehen die meisten der neuen Fälle nach offiziellen Angaben in Verbindung mit der Delta-Variante des Virus.
In Großbritannien starben am vergangenen Dienstag innerhalb eines Tages mit 50 Personen so viele Menschen in Zusammenhang mit dem Coronavirus wie seit April nicht mehr. Der Zeitpunkt, zu dem in Großbritannien die Sieben-Tage-Inzidenz zuletzt in Richtung der 500 Fälle pro 100.000 Einwohner anstieg, datiert auf das Ende des Vorjahres, am 23. Dezember. Der Unterschied zu Juli dieses Jahres: Damals verzeichnete man mit 8,5 statt der gegenwärtigen 0,4 Todesfälle pro einer Million Einwohner mehr als zwanzigmal so viele Tote in Zusammenhang mit einer Covid-Erkrankung.
Auch der deutsche Virologe Christian Drosten sieht den Grund in der niedrigeren „Case Fatality Rate“ (CFR) "ganz klar" darin, dass inzwischen mehr Leute geimpft sind, sagte er Ende Juni im NDR-Podcast. Man könne aber davon ausgehen, dass die CFR noch steige.
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