Kuh für Impfung? Welche Anreize andere Länder setzen

BrewDog brewery offers a free beer to people who get tested for COVID-19 on their premises beside the DogTap restaurant in Berlin
Alles außer Appelle - welche Anreize es rund um den Erdball die Covid-19-Immunisierung gibt.

Donuts, Bier, die Chance auf einen Millionengewinn in einem Lotto oder gar auf eine Kuh - weltweit gibt es die verschiedensten Anreize, sich gegen SARS-CoV-2 impfen zu lassen. Für das angesehene British Medical Journal (BMJ) haben die Journalistinnen Serena Tinari und Catherine Riva eine buchstäblich kunterbunte Zusammenstellung recherchiert.

Eine Million Dollar für eine Impfung

Am finanziell einträglichsten könnte demnach die Impfung im US-Bundesstaat Ohio sein. Dort finanziert der Bundesstaat die "Vax a Million"-Kampagne, bei der über fünf Wochen hinweg jeweils eine Million US-Dollar (844.309,36 Euro) winken. Jugendliche können hingegen einen von fünf Universitätsplätzen für eine vierjähriges Studium gewinnen. In den USA sind Studienplätze zum Teil extrem teuer. Viele Studenten oder ihre Familien verschulden sich dafür mit Krediten.

Oder doch lieber Freibier? 

Sonst ist die Liste an Anreizen lang: Geld, Gratis-Donuts, Fischerei- oder Jagdkarten, freier Eintritt in Museen, Tiergärten, Konzerttickets oder Plätze bei beliebten Sportveranstaltungen werden US-Bürgern für den "Shot" angeboten, der vor Covid-19 schützen soll.

"Lasst Euch impfen und geht auf ein Bier", hatte US-Präsident Joe Biden die Amerikaner zur Impfung aufgerufen. Der US-Bundesstaat New Jersey, benachbart zu New York City, startete darauf die Kampagne "Impfung und ein Bier". Der US-Bundesstaat Washington bietet "Joints für Impfungen" an. Michigan hat "Pot for Shots" - also auch Cannabis als Belohnung. In West Virginia geht es bei "Call to Arms" um Geldgeschenke, Lkw zu gewinnen und sogar Gewehre.

Gratis-Eis für Zwölfjährige

In Kanada wiederum, so das Feature im BMJ, bekommen zwölfjährige Impflinge ein Gratis-Eis als Belohnung. Eine Impfstraße in den Niederlanden gibt eingelegte Heringe aus. "In Chiang Mai in Thailand kann man hingegen eine Kuh gewinnen", heißt es in der medizinischen Fachzeitschrift. Hongkong wiederum bietet die Chance auf Goldbarren oder auf einen Tesla-E-Auto-Renner. In Rumänien sei gar das Schloss von Graf Dracula in eine Geisterbahn-Impfstraße umgewandelt worden.

Nicht alle Experten sind von solchen Aktionen begeistert. Für Ana Santos Rutschman, Professorin an der Saint Louis University School of Law in den USA, sind besonders finanzielle Zuwendungen für Covid-19-Impfungen ein Problem: "Sowas ist nicht wünschenswert bei einer Pandemie, welche von Fake News und Misstrauen gegenüber den Gesundheitsbehörden begleitet wird." Das könne auch einen gegenteiligen Effekt haben und die Stimmung zum Kippen bringen.

Echte Impfgegner schwer zu erreichen

Aber kleine Anreize sollten eben gerade bei denjenigen einen zusätzlichen Stimulus für die Impfung geben, die in bloßer Warteposition sind. Echte Impfgegner werde man damit nicht erreichen, meinte die Medizin-Philosophin Maya Goldenberg (University of Guelph/Ontario). In den USA sind es immerhin 40 Prozent der Erwachsenen, die bezüglich der Covid-19-Impfung auf "Abwarten und Tee trinken" setzen.

Ross Silverman von der Indiana University jedenfalls hat einen Wunsch: "Ich hätte es lieber, wenn die offiziellen Stellen Waffen, Alkohol oder Cannabis nicht als Anreiz einsetzen würden." Völlig dagegen ist Allyson Pollock, Leiterin des Exzellenzzentrums zur Erforschung von Regelsystemen der Universität von Newcastle (Großbritannien): "Solche Programme sind die Antithese zu guten Systemen für öffentliche Gesundheit. Sie sind von kommerziellen Interessen getrieben. Impfstrategien sollten auf Information, Vertrauen und Zustimmung basieren, nicht auf Zwang oder Bestechung."

Dass die Impfkampagne in Österreich auch bei den Jungen noch einen Extra-Boost vertragen könnte, zeigt ein Blick auf die aktuelle Durchimpfungsrate. Demnach sind in der Altersgruppe der 15- bis 24-Jährigen lediglich rund 21 Prozent voll immunisiert. Unter den 12- bis 15-Jährigen sind 2,5 Prozent zwei Mal geimpft. 

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