Impfanreiz: Mit Freibier, Gratis-Eintritt oder Cash zur Corona-Impfung

Outbreak of the coronavirus disease (COVID-19) in Milan
In Österreich wird übers Impfen am Friedhof diskutiert. In anderen Ländern gibt es längst skurrile Anreize

Im Sozialministerium rauchen die Köpfe. Gesucht sind zündende Ideen, die Unentschlossene zur Corona-Impfung bewegen. Der Ideenreichtum reicht bis zum Impfangebot direkt am Friedhof. Frei nach dem Motto „Immunisieren statt niederlegen“.

Es soll aber auch Stimmen gehen, denen das zu makaber ist. Sie pädieren fürs Impfen im Museum. Da Ottonormalverbraucher den Weg dorthin aber nicht so regelmäßig findet, soll er mit einem Gratisticket angelockt werden. Im Kombi-Paket mit einer Impfung versteht sich. Und für besonders eilige Scooter- und Fahrradfahrer könnte es bald einen Impf-Drive thru geben.

Solche Ideen sind gar nicht so skurril, wie sie auf den ersten Blick klingen. Das zeigt ein Blick in andere Länder.

So führt in Israel schon lange kein Weg an der Impfung vorbei. Es gibt sie am Strand, im Möbelhaus oder auch quasi zum ersten Drink in der Bar dazuserviert. Je nach Interessenslage gibt es das Vakzin inklusive Freibier oder Gratis-Training im Fitnessstudio.

Im Land der unbegrenzten Möglichkeiten kann man mit der Impfung sogar Millionär werden. Wer über 18 Jahre alt ist und mindestens einen Stich erhalten hat, konnte sich in den USA für die aus Steuergeld finanzierte Lotterie anmelden. Die erste Corona-Millionärin der Vereinigten Staaten kommt übrigens aus Ohio. Auch ein Teenager hat sich gefreut: Joseph Costello gewann bei dem Spiel ein volles Universitätsstipendium. Andere haben "nur" Freibier oder Marihuana für den Erststich bekommen.

Es wäre nicht Amerika, würde es nicht auch ein Angebot für das Waffen-verliebten Teil der Bevölkerung geben. In West Virginia gibt es eine Lotterie, bei der es maßgefertigte Jagdgewehre und -Flinten zu gewinnen gibt. Im hippen Kalifornien macht man damit eher keine Meter. In Los Angeles wurden Dauerkarten für ein Baseball-Team verlost.

Zurück nach Europa: In Griechenland winken die Behörden Impfskeptikern mit Geld. Genauer gesagt mit Bezahlkarten im Wert von 150 Euro, die junge Erwachsene (18 bis 25 Jahre) erhalten. Diese kann für Hotelbuchungen, Fähr- und Flugtickets sowie Konzerte und Museumsbesuche genutzt werden.

Währenddessen wird auch in Deutschland diskutiert, wie der Weg zur Herdenimmunität geebnet werden kann. Rechtlich wären Verlosungen und andere Angebote möglich, solange sie vom Staat angeboten werden, erklären deutsche Medien.

10 Euro sind zu wenig

Und auch die Wissenschaft hat dazu Expertise. „Wenig Aufwand hilft enorm. Das wissen wir bereits von anderen Impfungen. Kurze Wege sind zum Beispiel sehr hilfreich“, sagt auch Ökonomin Nora Szech. Die Professorin für politische Ökonomie am Karlsruher Institut für Technologie untersucht, wie sich die Impfbereitschaft steigern lässt.

Ihre Studien ergaben, dass neben niedrigen Hürden Kompensationen zusätzlich helfen. Sprich: Geld, als eine Art Aufwandsentschädigung. Das dürfe jedoch nicht zu wenig sein. „10 Euro können abwertend wirken, ein dreistelliger Betrag sollte es schon sein“, erklärt die Wissenschaftlerin. Diesen sollten dann - auch rückwirkend - alle geimpften Menschen bekommen.

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