USA und China: Erstes Treffen der Verteidigungsminister seit 2022

USA und China: Erstes Treffen der Verteidigungsminister seit 2022
Nach dem Verschwinden des letzten Verteidigungsministers blieb der Posten in China monatelang unbesetzt. Jetzt reden die Großmächte auf militärischer Ebene wieder miteinander.

Im Machtkampf zwischen den Supermächten USA und China haben die Verteidigungsminister beider Länder bei einer wichtigen Sicherheitskonferenz in Singapur das direkte Gespräch gesucht - zum ersten Mal seit fast zwei Jahren. US-Verteidigungsminister Lloyd Austin traf am Rande des dreitägigen Shangri-La-Dialogs auf seinen neuen chinesischen Amtskollegen Dong Jun.

Das Gespräch ist ein Zeichen dafür, dass sich die zuletzt stark angespannte Beziehung zwischen Peking und Washington wieder etwas entspannt hat. Unter Dong Juns Vorgänger, Li Shangfu, hatten die Militärs beider Länder auf höchster Ebene überhaupt nicht miteinander gesprochen. Als der Ex-Verteidigungsminister im August 2023 plötzlich aus der Öffentlichkeit verschwand, blieb der Posten dann monatelang unbesetzt - und das Militär in der Hand von Partei- und Staatschef Xi Jinping.

Erst seit dem Treffen zwischen Xi und US-Präsident Joe Biden im November in San Francisco nahmen auch die Militärs beider Seiten wieder Kontakt auf. Unmittelbar danach, Anfang Dezember, wurde schließlich der langjährige Marine-Admiral Dong Jun als neuer Verteidigungsminister präsentiert.

USA und China: Erstes Treffen der Verteidigungsminister seit 2022

Sitzen einander erstmals gegenüber: US-Verteidigungsminister Lloyd Austin (links) und sein chinesisches Pendant Dong Jun.

Am Freitag traf er nun erstmals auf US-Verteidigungsminister Lloyd Austin. Bei dem Gespräch sei es um die beiden größten Spannungsfelder in den US-China-Beziehungen gegangen: Taiwan und das Südchinesische Meer. Viel Ertragreiches sei aus dem Gespräch jedoch nicht zu erwarten: "Das Vertrauen zwischen den beiden Militärs ist auf einem historischen Tiefpunkt", schreibt der US-Sicherheitsexperte Lyle Goldstein im US-Magazin Politico.

Zwei große Konfliktherde zwischen China und den USA

Mit Blick auf die Insel Taiwan, die China als Teil seines Territoriums beansprucht, sorgen sich die USA um Gerüchte, wonach Peking einen Pakt mit Moskau schließen will, durch den Russland im Falle eines Krieges aufseiten Chinas eingreifen könnte. Im Falle einer Invasion Chinas in Taiwan erhöht das die Gefahr für einen globalen Konflikt - schließlich sind die USA auf dem Papier seit 1979 verpflichtet, Taiwan dann beizustehen.

Noch angespannter blicken beide Militärs in diesem Jahr auf den Indopazifik, genauer: das südchinesische Meer. Dort schwelt ein Konflikt zwischen China und den Philippinen um Inseln und den Verlauf von Meeresgrenzen. Regelmäßig kommt es zu Auseinandersetzungen zwischen Chinas Marine und der philippinischen Küstenwache - mit dem Potenzial, Washington in den Konflikt hineinzuziehen, schließlich sind die USA mit den Philippinen verbündet.

Am Abend stand eine Grundsatzrede des philippinischen Präsidenten Ferdinand Marcos Jr. auf der Agenda, in der die Streitigkeiten mit China und die ständigen Zwischenfälle in dem Meeresgebiet ebenfalls eine Rolle spielen dürften. Auch der ukrainische Präsident Wolodimir Selenskij wird voraussichtlich am Wochenende an der Sicherheitskonferenz in Singapur teilnehmen. 

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