Verbrenner-Aus: Italien drängt auf raschere Überprüfung

Auspuff im Vordergrund, Radfahrer im Hintergrund
Italiens Industrieminister Urso will die Revision des Gesetzes für das Verbrenner-Aus vom Jahr 2026 in die erste Hälfte des Jahres 2025 vorziehen.

Im März 2023 hat das EU-Parlament das Aus für Verbrennungsmotors beschlossen. Nach dem Jahr 2035 dürfen in den EU-Staaten demnach nur noch Pkw neu zugelassen werden, die nicht mit Diesel oder Benzin betrieben werden. Ausnahmen soll es für synthetisch hergestellte Kraftstoffe geben, mit denen Verbrenner theoretisch klimaneutral betrieben werden können, kündigte EU-Kommissionschefin Ursula von der Leyen zur Freude der Automobilindustrie und mancher Regierungschefs, darunter Bundeskanzler Karl Nehammer, an.

Fürs Jahr 2026 ist eine Bestandsaufnahme und Überprüfung des Gesetzes geplant. Das dauert dem italienischen Industrieminister Adolfo Urso allerdings zu lange. Italien will der EU-Kommission am 25. September einen Vorschlag vorlegen, damit die Überprüfung des Produktionsstopps für Verbrennungsmotoren auf die erste Hälfte des Jahres 2025 vorverlegt wird.

"Am nächsten Tag werde ich diesen Vorschlag dann dem Rat für Wettbewerbsfähigkeit vorstellen, der ebenfalls in Brüssel tagen wird", erklärte Urso, der am Sonntag am Wirtschaftsforum Ambrosetti in Cernobbio am Comer See teilnahm, laut Medienangaben.

In Bezug auf das Aus von Benzinautos könne man nicht zwei Jahre mit einer Entscheidung warten, argumentierte der italienische Minister. "Es ist absolut notwendig, diese mögliche Revision der Klausel, die eine Überprüfung des für 2035 festgelegten Benzin- und Dieselstopps ermöglicht, auf 2025 vorzuziehen. Ich denke, dass dies das erste Thema sein sollte, mit dem sich die neue Europäische Kommission befassen sollte, denn die Unternehmen und unsere Arbeitnehmer brauchen Klarheit", sagte der Minister.

"Die deutschen Automobilunternehmen, die als die leistungsstärksten galten, haben die Schließung von zwei Werken angekündigt. Dann gibt es noch die Strafen, die für Unternehmen vorgesehen sind, die die Modalitäten und Fristen auf dem Weg zur Elektromobilität nicht einhalten, die erheblich sind. Zwei Jahre weiterer Unsicherheit könnten das europäische Industrie- und Automobilsystem zum Einsturz bringen", sagte der Minister.

"Realistische Vision"

Urso urgierte eine "realistische Vision" für die europäische Autoindustrie. "Die fundamentalistische ideologische Vision ist gescheitert. Wir müssen dies zur Kenntnis nehmen", argumentierte der Minister.

Rund 70.000 Jobs sind in Italien laut Gewerkschaften wegen des Aus für die Verwendung von Verbrennungsmotoren in Neuwagen ab 2035 gefährdet. Die Autoindustrie in Italien, die immer noch weitgehend auf die traditionelle Verbrenner-Technologie ausgerichtet ist, beschäftigt laut dem Branchenverband Anfia direkt oder indirekt mehr als 270.000 Menschen und erwirtschaftet mehr als fünf Prozent des Bruttoinlandprodukts (BIP). 

Die Verkäufe vollelektrischer Autos sind demnach in Italien im vergangenen Jahr um 27 Prozent gesunken und machten nur 3,7 Prozent der gesamten Neuzulassungen aus.

Kurz zusammengefasst

  • Ab 2035 dürfen in der EU keine Autos mit Verbrenner-Motor mehr zugelassen werden.
  • Dieses Gesetz soll an sich im Jahr 2026 überprüft werden.
  • Der italienische Industrieminister fordert nun ein Vorziehen der Revision auf die erste Hälfte des Jahres 2025.

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