Italiens Auto-Industrie und Salvini machen gegen Verbrenner-Aus mobil
Italiens Verkehrsminister und Vizepremier Matteo Salvini (Lega) will in Brüssel die Aufhebung des Verbots von Benzin- und Dieselmotoren ab 2035 fordern. Dies sei notwendig, um Italiens Autoproduktion zu retten, warnt der Rechtsaußen-Politiker. Auch Italiens Kfz-Industrie tritt massiv gegen das Verbrenner-Aus auf und meint, ansonsten könne man gleich zusperren.
"Die Einstellung der Produktion von Benzin- und Dieselmotoren führt bereits jetzt zu schwerwiegenden Schäden für die europäische Wirtschaft, ohne dass eine wesentliche Verbesserung der Umwelt gewährleistet ist. Es ist kein Zufall, dass die Aufhebung des Verbots auch in Deutschland ein Thema ist", hieß es in einer Stellungnahme von Salvinis Regierungspartei Lega am Freitag.
Salvinis Partei erklärte sich bereit, ein Dokument vorzulegen, um das italienische Parlament und die Regierung zu verpflichten, Maßnahmen in Brüssel für das Aus von Verbrennungsmotoren zu ergreifen. Eine ähnliche Initiative planen die EU-Parlamentarier der Lega in Brüssel.
Italiens Industriebosse drohen mit einer öffentlichen Kundgebung der in der Autoproduktion und in der Zulieferindustrie tätigen Unternehmen gegen das Aus für Verbrennungsmotoren. "Entweder wir einigen uns auf neue Regeln oder wir schließen die Unternehmen sofort, weil wir keine Zukunftsperspektiven haben", warnte der Präsident des Industriellenverbands Unindustria der mittelitalienischen Stadt Cassino, Francesco Borgome. In Cassino befindet sich ein großes Werk des italienisch-französischen Autobauers Stellantis, dessen Zukunftsaussichten laut den Gewerkschaften ungewiss sind.
Aktuell werden in Cassino Premium-Fahrzeuge der Marken Alfa Romeo und Maserati hergestellt. 2023 hatte Stellantis angekündigt, in diesem Werk große Elektroautos, die auf der STLA Large Plattform des Konzerns basieren, bauen zu wollen.
"Während Volkswagen seine Werke schließt, ist die Zahl der in Italien produzierten Autos stark gesunken", beklagte Borgome. Die Autoindustrie forderte von der italienischen Regierung um Premierministerin Giorgia Meloni Unterstützung, um überleben zu können.
Rund 70.000 Jobs sind in Italien laut Gewerkschaften wegen des Aus für die Verwendung von Verbrennungsmotoren in Neuwagen ab 2035 gefährdet. Die Autoindustrie in Italien, die immer noch weitgehend auf die traditionelle Verbrenner-Technologie ausgerichtet ist, beschäftigt laut dem Branchenverband Anfia direkt oder indirekt mehr als 270.000 Menschen und erwirtschaftet mehr als fünf Prozent des Bruttoinlandprodukts (BIP). Die Verkäufe vollelektrischer Autos sind demnach in Italien im vergangenen Jahr um 27 Prozent gesunken und machten nur 3,7 Prozent der gesamten Neuzulassungen aus.
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