Wie Robert Kennedy Jr. Donald Trump ins Weiße Haus helfen könnte

Robert Kennedy Jr.
Der unabhängige US-Präsidentschaftskandidat gibt auf - das könnte sich für die Demokratin Kamala Harris noch als Nachteil erweisen.

Über sein Spielverderber-Potenzial für die Präsidentschafts-Kandidaten von Republikanern und Demokraten wird debattiert, seit Robert F. Kennedy Junior, der Neffe des ermordeten Präsidenten John F. Kennedy, seinen Hut als Dritt-Kandidat in den Ring geworfen hat;  im Vorjahr noch, wie es die Tradition des berühmten Kennedy-Familien-Clans gebietet zunächst als Demokrat, dann zuletzt als Parteiunabhängiger. 

Dahinter stand stets die Annahme, dass bei einem erwarteten Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen Donald Trump und Kamala Harris (früher Joe Biden) in umkämpften Bundesstaaten wie Michigan oder Pennsylvania ein paar Tausend Stimmen, die Kennedy bei den „Großen” abschöpft, am Ende über Sieg und Niederlage entscheiden können.

Am Freitag könnte dieses Szenario ein erhebliches Stück realistischer werden - und der gerade im Aufwind befindlichen demokratischen Kandidatin Harris die Tour vermiesen. 

Der 70-Jährige Sohn des 1968 ermordeten Ex-Justizministers Robert Kennedy will, wie Spitzenvertreter seines Unterstützungskomitees bestätigten, bei einer Rede in Phoenix im Südstaat Arizona seine Kandidatur offiziell beenden und seinen Anhängern die Wahl von Donald Trump empfehlen.

Vor einigen Monaten hörte sich das noch ganz anders anders. In einem Video bezeichnete er Kennedy als „trojanisches Pferd” der Demokraten. Der Sohn des ermordeten Justizministers Robert F. Kennedy sei ein „radikaler Linker, der aufgestellt worden ist, dem betrügerischen Joe Biden zu helfen”. Kennedy sei ein „großer Steuereintreiber“, „gegen das Militär“ eingestellt, „Anhänger offener Grenzen“ und „ein extremer Umweltschützer“. 

Der Wind hat gedreht

Inzwischen hat sich der Wind um 180 Grad gedreht. Auf Druck seines Familien-Clans und der Demokratischen Partei hat Kennedy seine Kandidatur neu etikettiert: als Parteiunabhängiger. 

Als solcher war der frühere Umwelt-Anwalt, der einst heroinabhängig war und dem nach eigenen Worten ein Wurm Teile des Gehirn zerstört hat, in Umfragen eine relevante Größe.

Voraussetzung: Trump sichert Kennedy für den Fall seiner Wiederwahl einen attraktiven Kabinettsposten zu. Zu der Möglichkeit befragt, erklärte Trump, dass er Kennedy „sehr mag und respektiert” und sich eine Kooperation durchaus vorstellen könne.

In der Spitze bis zu 16 Prozent der Wähler, die dem Angebot der großen Parteien überdrüssig waren, sahen in dem Spross der großen Ostküsten-Politik-Dynastie eine Alternative. 

Diese partielle Attraktivität ist dahin, seit Kamala Harris bei den Demokraten das Rennen binnen vier Wochen komplett neu aufgemischt hat und gegen Trump massiv aufholt. Kennedy dümpelt noch bei vier bis fünf Prozentpunkten. Tendenz fallend.

Die Gründe für die kurz vor der Implosion stehende Kandidatur sind simpel: Kennedy hat kein Geld mehr. Seine Kampagne, die rund 55 Millionen Dollar an Spenden eintrieb, hat drei Millionen Dollar Schulden und nur noch eine geringe einstellige Millionensumme „in  cash” zur Verfügung.

Dazu kommen massive Justiz-Streitigkeiten in mehreren Bundesstaaten, in denen Kennedy knapp 75 Tage vor der Wahl immer noch nicht die formalen Voraussetzungen erfüllt hat, um auf die Stimmzettel zu kommen. 

Schulterschluss mit Trump

Sollte Kennedy am Freitag den Ausstieg vollziehen, womöglich sogar im Schulterschluss mit Trump, der in der Nähe von Phoenix zeitgleich im Wahlkampf sein wird, werden Wahl-Experten die Taschenrechner herausholen. In einigen Bundesstaaten würde seine Kandidatur-Aufgabe laut Umfragen Trump, in anderen Harris nutzen. Ein genaues Bild gibt es derzeit nicht.

Kennedys Sympathisanten, davon ist der Wahlforscher Larry Sabato von der Universität Virginia überzeugt, würden sich bei der Wahl am 5. November zwischen Harris und Trump aufteilen. Neben Trump und dessen umstrittenen Vize-Kandidaten J.D. Vance auch noch den für seine Nähe zu Verschwörungstheorien bekannten Kennedy auf dem Ticket zu haben, könnte für viele Wähler  abtörnend sei, so Sabato.

Allerdings räumen Insider bei Republikanern wie Demokraten ein, dass in Swing States wie Michigan oder North Carolina, wo Kennedy es auf den Stimmzettel geschafft hat, bei knappem Ausgang zwischen Harris und Trump Zehntel-Prozentpunkte-Verschiebungen durch Kennedy-Anhänger am Ende den Ausschlag geben könnten. 

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