"Keine Schuldgefühle" bei Parteiwechsel
Geoff Duncan, der frühere stellvertretende Gouverneur des Bundesstaates Georgia, versuchte klassischen "Grand Old Party"-Wählern Schuldgefühle zu nehmen, wenn sie die Fahnen wechseln sollten. "Ihr müsst nicht mit jeder politischen Haltung von Kamala Harris einverstanden sein, das bin ich auch nicht." Aber nur bei einer früheren Staatsanwältin, die ´"Gut und Böse unterscheiden kann", sei gewährleistet, dass im Weißen Haus mit Besonnenheit regiert wird.
John Giles schließlich, der Bürgermeister von Mesa im Südstaat Arizona, warf Trump vor, die republikanische Partei "gekidnappt" zu haben. Er sei eine "ernste Gefahr für unsere Nation", Harris dagegen eine "kompetente und gerechte Führungsperson".
Die orchestrierten Attacken, die in Europa wohl Parteiausschlussverfahren nach sich ziehen würden, stehen für die neue Qualität des Unmuts, den Trump im rechten Lager durch seine kompromisslose Omni-Dominanz ausgelöst hat.
"Never Trumper"
Schon 2016 hatte es kleinere Gruppen gegeben, die man unter dem Etikettt "Never Trumper" subsummiert. Das sind Republikaner, die Trump weder wählten noch später willens waren, sich mit ihm zu arrangieren. Sie wollen ihn einfach weghaben.
Darunter sind ehemalige Minister, Kongress-Abgeordnete und Gouverneure, die die "Substanz- und Charakterlosigkeit Trumps", so ein früheres Kabinettsmitglied, jahrelang aus nächster Nähe erleben konnten. 200 ranghohe Mitarbeiter aus dem Umfeld von George W. Bush, Mitt Romney oder John McCain haben gerade erst wieder in einem offenen Brief vor Trump gewarnt.
Offen für einen Kandidaten der Gegenseite haben sich die "Niemals-Trumper" selten ausgesprochen. Das ist in diesem Jahr – siehe Chicago – anders. Bei einer Video-Konferenz, an der 70.000 "Anti-Trumper" teilnahmen, warben kürzlich Dutzende Redner offensiv für die Wahl von Kamala Harris.
Trump hat dem so gut nichts entgegenzusetzen. Es gibt keine breite Bewegung von abtrünnigen Demokraten, die ihn stützen würde. Es gibt nur Tulsi Gabbard.
Die Abtrünnige
Die Hawaiianerin war vor vier Jahren noch demokratische Kongress-Abgeordnete, bewarb sich, obwohl chancenlos, damals gegen Joe Biden, Kamala Harris und andere um die Präsidentschaftskandidatur. 2022 brach sie mit ihrer Partei und driftete ins rechtslastige Verschwörungstheoretiker-Lager ab. Gabbard schlug sich jetzt medienwirksam auf die Seite Trumps. Nach einer Kranzniederlegung (Anlass: die 13 toten US-Soldaten beim Afghanistan-Abzug vor drei Jahren) auf dem Militär-Friedhof von Arlington warb für Trumps Wiedereinzug ins Weiße Haus. Nur Trump habe "den Mut hat, sich mit Gegnern, Diktatoren, Verbündeten und Partnern gleichermaßen zu treffen, um den Frieden zu sichern und den Krieg als letztes Mittel zu betrachten", sagte Gabbard.
Stephanie Grisham rollte mit den Augen, als sie das hörte. Nur Harris könne "unsere Demokratie schützen und Amerika auf der Weltbühne mit Ehre und Würde vertreten", erklärte sie vor laufender Kamera. Grisham war einst Trumps Regierungssprecherin.
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