USA: Ukraine setzt Streumunition "effektiv" ein

USA: Ukraine setzt Streumunition "effektiv" ein
Die Ukraine setzt die von den USA gelieferte Streumunition bereits am Schlachtfeld ein.

Mitte voriger Woche haben die ukrainischen Streitkräfte die von den USA versprochene Streumunition geliefert bekommen und setzen diese nach Angaben des Weißen Hauses auch schon auf dem Schlachtfeld ein.

"Sie setzen sie angemessen ein, sie setzen sie effektiv ein", sagte der Kommunikationsdirektor des Nationalen Sicherheitsrats der US-Regierung, John Kirby, am Donnerstag.

Mehr dazu: Was ist Streumunition und wie funktioniert sie?

Weiters in diesem Artikel:

  • Aus Angst vor Wagner: Polen stationiert Truppen grenznah
  • Russland greift erneut Hafenstädte an
  • Chinesisches Konsulat beschädigt
  • Russland übt Beschuss von Schiffen im Schwarzen Meer
  • IAEA: Warten auf Zugang zu Dächern von AKW Saporischschja

Der Einsatz der Streumunition wirke sich bereits auf russische Verteidigungsstellungen und Offensivmanöver aus, fügte Kirby hinzu, verwies für weitere Details aber an die Ukrainer. 

"Sie kann einen großen Unterschied (auf dem Schlachtfeld) ausmachen", sagte der ukrainische Kommandeur Oleksandr Tarnawskyj. "Auch der Feind weiß, dass wir mit dem Erhalt dieser Munition einen Vorteil haben."

Als Streumunition werden Raketen oder Bomben bezeichnet, die in der Luft über dem Ziel bersten und viele kleine Sprengkörper verteilen. Sie ist vor allem deshalb umstritten, weil ein erheblicher Teil davon nicht detoniert, sondern als Blindgänger vor Ort verbleibt und so die Bevölkerung gefährdet.

Mehr als 100 Staaten haben ihren Einsatz geächtet, darunter auch Österreich. 

Die Ukraine argumentiert, dass sie diese Waffen dringend zur Verteidigung gegen den bereits seit 17 Monaten andauernden russischen Angriffskrieg und zur Befreiung besetzter Gebiete braucht.

Zudem haben internationale Organisationen wie Human Rights Watch nachgewiesen, dass Russland selbst schon seit längerem Streumunition einsetzt. Betroffen von russischem Streubomben-Beschuss waren etwa im vergangenen Jahr Wohngebiete im ostukrainischen Charkiw.

Aus Angst vor Wagner: Polen stationiert Truppen grenznah

Polen verlegt Truppen in den Osten des Landes, wo es an Belarus grenzt. Der Beschluss wurde vor dem Hintergrund gefasst, dass es eine mögliche Bedrohung durch russische Wagner-Söldner geben könne, die sich in Belarus aufhalten.

Am Mittwoch war ein Video veröffentlicht worden, das Wagner-Chef Jewgeni Prigoschin bei der Begrüßung seiner Söldner in Belarus zeigt.

Mehr dazu: Prigoschin: "Nehmen nicht mehr an 'Schande' teil"

Einen Tag später erklärte das dortige Verteidigungsministerium, Wagner-Söldner hätten mit der Ausbildung von Spezialkommandos des Militärs begonnen, die auf einem Militärgelände nahe der Grenze zu Polen stattfinde.

"Die Ausbildung oder gemeinsame Übung der belarussischen Armee und der Wagner-Gruppe ist zweifellos eine Provokation", sagte Zbigniew Hoffmann, Sekretär des Sicherheitsausschusses. 

"Der Ausschuss analysierte mögliche Bedrohungen, wie zum Beispiel die Verlegung von Einheiten der Wagner-Gruppe. Daher beschloss der Minister für Nationale Verteidigung und Vorsitzende des Ausschusses, Mariusz Blaszczak, unsere Militärformationen vom Westen in den Osten Polens zu verlegen."

Polen ist Mitglied der EU und der NATO.

➤ Mehr lesen: Warum lebt Wagner-Chef Prigoschin eigentlich noch?

Russland greift erneut Hafenstädte an

Bei neuen russischen Raketenangriffen auf die ukrainische Hafenstadt Odessa am Schwarzen Meer sind nach Angaben der Behörden mindestens zwei Menschen verletzt worden.

"Im Morgengrauen haben die Russen Raketen des Typs Kalibr von einem Raketenkreuzer abgeschossen, den sie nachts zum Patrouillieren ins Schwarze Meer entsandt haben", teilte der Chef der Militärverwaltung, Oleh Kiper, am Freitag auf Telegram mit.

Es handle sich um die vierte Attacke auf die Stadt in dieser Woche.

Einmal mehr galten die Angriffe den Getreidespeichern. Odessa war einer der Häfen, über die die Ukraine im Rahmen des internationalen Getreideabkommens Korn verschiffte. Russland ließ diese Vereinbarung zu Beginn der Woche auslaufen (mehr dazu).

Durch den Beschuss seien 100 Tonnen Erbsen und 20 Tonnen Gerste vernichtet worden, berichtete der Verwaltungschef. Durch die Explosion hätten zwei Menschen Schnittwunden erlitten, teilte Kiper weiter mit.

Nach Angaben der ukrainischen Heeresstelle Süd gab es zunächst zwei Raketenangriffe. Als die Lösch- und Rettungsarbeiten begonnen hätten, habe Russland eine weitere Rakete abgefeuert, teilte Sprecherin Natalja Humenjuk im Fernsehen mit. Glücklicherweise hätten sich die Rettungskräfte rechtzeitig in Sicherheit bringen können.

Chinesisches Konsulat beschädigt

China bestätigte am Freitag die gestern durch einen russischen Angriff auf Odessa entstandenen Schäden an seinem dortigen Generalkonsulat. Die staatliche Nachrichtenagentur Xinhua zitierte einen Sprecher des Außenministeriums, wonach durch eine Explosion in der Nähe der diplomatischen Vertretung Teile der Wandverkleidung und Fenster beschädigt wurden.

Die Beschäftigten des Konsulats hätten das Gebäude längst verlassen, sagte der Sprecher. Es sei niemand verletzt worden. China verfolge die Entwicklungen aufmerksam und stehe mit den Beteiligten in Kontakt.

Russland übt Beschuss von Schiffen im Schwarzen Meer

Die russische Schwarzmeerflotte hat nach Angaben der Regierung in Moskau den Beschuss von Schiffen geübt. Im Einsatz seien Kriegsschiffe und Kampfflugzeuge gewesen, die das Abfeuern von Raketen auf "schwimmende Ziele" im Schwarzen Meer geprobt hätten, teilte das Verteidigungsministerium am Freitag mit.

Die Einheiten hätten auch geübt, Gebiete auf See, die vorübergehend für die Schifffahrt gesperrt seien, abzuriegeln und Schiffe, die dagegen verstoßen, festzusetzen.

Hintergrund der Eskalation im Schwarzen Meer ist die Aussetzung des Getreideabkommens durch Russland. Die Ukraine hatte nach der Aussetzung des Abkommens, das den Export von Getreide über ukrainische Häfen im Schwarzen Meer regelt, erklärt, es könne auch ohne Russland Getreide aus ihren Häfen ausgeführt werden.

Darauf kündigte Russland an, ab Donnerstag würden alle Schiffe mit Ziel Ukraine als "potenzielle Träger von Militärgütern" betrachtet. Die Ukraine reagierte ihrerseits mit der Ankündigung, ab Freitag alle Schiffe, die russische oder von Russland besetzte ukrainische Häfen im Schwarzen Meer anlaufen, als potenzielle Träger militärischer Fracht anzusehen.

IAEA: Warten auf Zugang zu Dächern von AKW Saporischschja

Experten der Internationalen Atomenergiebehörde warten weiterhin auf Zugang zu den Dächern des von russischen Truppen besetzten Atomkraftwerks Saporischschja.

Die Spezialisten hätten Anfang der Woche weitere Inspektionen der Anlage vorgenommen, dabei aber bisher keine sichtbaren Anzeichen von Sprengstoff oder Minen entdeckt, sagte IAEA-Direktor Rafael Grossi laut einem Bericht der Behörde vom Donnerstag. Die IAEA verlange aber weiterhin Zugang zu den Dächern der Reaktoren und ihrer Turbinenhallen, so Grossi.

Russische Truppen hatten das AKW kurz nach Kriegsbeginn vor fast 17 Monaten besetzt. Mehrfach geriet die Anlage unter Beschuss, was trotz ihres Herunterfahrens international die Sorge vor einer Atomkatastrophe steigerte.

Seit Monaten verdächtigen sich Moskau und Kiew gegenseitig, gezielt ein Unglück an der Nuklearanlage zu provozieren, entweder durch Beschuss oder durch Verminung.

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