Warum Trump Ex-Feind Rubio zum US-Außenminister nominiert

Warum Trump Ex-Feind Rubio zum US-Außenminister nominiert
Der einstige Trump-Kritiker Rubio hat kubanische Wurzeln und steht als Senator seit Langem für eine knallharte Linie gegen China und Iran. Rechtsaußen-Politiker Gaetz soll Justizminister werden.

Donald Trump hat offensichtlich ein Herz für reuige Sünder. J.D. Vance, sein künftiger Vize-Präsident, nannte ihn 2016 noch „kulturelles Heroin”.

Inzwischen ist der Senator aus Ohio ins Lager der Trump-Jünger konvertiert und spricht vom größten Präsidenten, den Amerika je hatte.

Ähnlich verhält es sich bei Marco Rubio. Der Senator aus Florida, dessen Eltern auKuba in die USA geflüchtet waren, nannte Trump im Wahlkampf 2016 einen „Hochstapler” und „die vulgärste Person, die jemals die Präsidentschaft anstrebte”. Trump rächte sich, indem er in Anspielung auf Rubios bescheidene 1,75 Meter penetrant von „little Marco” sprach. Auch das ist Schnee von gestern. Nun nominierte Trump Rubio für das Amt des US-Außenministers.

Das erklärte Trump am Mittwochabend in Washington mit. Zuvor hatte er bei einem Besuch im Weißen Haus nach Angaben der Regierungszentrale rund zwei Stunden lang mit US-Präsident Joe Biden gesprochen. Anschließend teilte der designierte Präsident in einer schriftlichen Stellungnahme mit, dass die ehemalige Kongressabgeordnete Tulsi Gabbard Geheimdienstkoordinatorin in seiner künftigen Regierung werden soll. "Als ehemalige Bewerberin für die Präsidentschaftskandidatur der Demokraten hat sie breite Unterstützung in beiden Parteien - jetzt ist sie stolze Republikanerin!", schrieb Trump darin.

Rubio hat sich und seine Positionen in den vergangenen Jahren immer mehr denen Trumps angenähert und die Dominanz des Rechtspopulisten öffentlich anerkannt. So sehr, dass er im Sommer ein ernsthafter Kandidat für die Vize-Präsidentschaftskandidatur war. 

Ein Danke an die hispanisch-stämmigen Wähler

Chef-Diplomat Rubio also. Mit der Entscheidung schreibt Trump Geschichte. Noch nie hatten die Vereinigten Staaten einen Latino als Außenminister. Mit der Nominierung bedankte sich Trump indirekt bei den hispanisch-stämmigen Wählern, die ihn trotz Puerto Rico-Verunglimpfung in Scharen gewählt haben.

Gleichzeitig verpasst er seinem tief-loyalen Gefolgsmann Richard Grenell, der damit auf einen weniger exponierten Posten verwiesen worden ist, damit eine kalte Dusche. Der ehemalige US-Botschafter in Berlin hatte sich seit Monaten als Schatten-Außenminister aufgeführt. Der Ehrgeiz, in „Foggy Bottom”, dem Sitz des Außenministeriums in Washington, einzuziehen, drang ihm aus jeder Pore.

Anders als Grenell ist Rubio kein Radikaler, der mit Freude andere vor den Kopf stößt und permanent verbrannte Erde hinterlässt. Das heißt nicht, dass Rubio weich ist. Zu den großen außenpolitischen Widersachern Amerikas - China und Iran - findet der vierfache Vater nicht selten bellizistische Töne. 

Rubio: Ukraine soll Verhandlungslösung mit Putin anstreben

Sollte Rubio die Zustimmung des Senats erfahren, fällt ihm ab Ende Jänner das wichtige Ukraine-Russland-Dossier in die Hände. Hier ist der Mann aus dem Südosten des Landes sehr klar. Anstatt sich darauf zu konzentrieren, alle Gebiete zurückzuerobern, die Moskau im vergangenen Jahrzehnt eingenommen hat, sei die Ukraine gut beraten, eine Verhandlungslösung mit Putin anzustreben, sagte Rubio zuletzt in mehreren Interviews.

Rubio gehörte im Frühjahr zu jenen 15 republikanischen Senatoren, die ein 95 Milliarden Dollar schweres Militärhilfspaket von Präsident Joe Biden für die Ukraine abgelehnt hatten.

Puristen im Trump-Lager, die lieber einen „Tausendprozentigen” wie Grenell als Chef-Diplomat gesehen hätten, erinnern daran, dass Rubio nicht immer auf einer Linie mit Trump war. So initiierte er in dessen erster Amtszeit ein Gesetz, das Trump den damals ernsthaft von ihm erwogenen Austritt aus der NATO massiv erschwert hätte. Rubio hält die Verteidigungs-Allianz für hilfreich, wird aber - wie sein künftiger Boss - darauf drängen, dass die europäischen Mitgliedsländer, Deutschland vorneweg, mehr Geld für Verteidigung ausgeben.

Scharfer Peking-Kritiker

Für das amerikanisch-chinesische Verhältnis bedeutet die Personalie Rubio mehr Spannungen. Er ist einer der schärfsten Kritiker Pekings. 2019 war er an vorderster Front, als es um den Kampf gegen die chinesische Social-Media-App TikTok ging. Die App sei eine „Marionette" der Kommunistischen Partei Chinas, sagte er - und müsse in den USA verboten werden.

Als ranghöchster Republikaner im Geheimdienstausschuss des Senats forderte er die Biden-Regerung auf, den Huawei-Konzern zu blockieren, nachdem das chinesische Technologieunternehmen einen neuen Computer mit einem Intel-KI-Prozessorchip auf den Markt gebracht hatte.

Aufgrund seiner kubanischen Wurzeln wird Rubio, der in Miami geboren und aufgewachsen ist, zudem als Gesprächspartner für latein-amerikanische Länder wie Venezuela und Mexiko eine zentrale Rolle spielen.

Abschiebungsbefürworter und eine künftige Ministerin, die ihren Hund tötete 

Auch sonst nimmt Trumps Regierungsmannschaft nach und nach Gestalt an: Stephen Miller, der schon in Trumps erster Amtszeit mit Plänen für eine Abschiebung von Migranten auffiel, bekommt wieder eine Position im Weißen Haus und soll stellvertretender Stabschef des künftigen US-Präsidenten werden, berichteten unter anderem CNN und  "New York Times". Bei einem von Trumps Wahlkampf-Events rief Miller der Menge zu: "Amerika ist für Amerikaner - und nur für Amerikaner." 

Er wäre bereits der zweite Migrationshardliner in Trumps Team nach Tom Homan, der als "Grenz-Zar" die Massenabschiebung von irregulär eingewanderten Ausländern beaufsichtigen soll. Homan setzte in Trumps erster Amtszeit die Trennung von Kindern von ihren Eltern in der US-Grenze um.

Die Gouverneurin von South Dakota, Kristi Noem, soll, ebenfalls nach CNN-Informationen, Heimatschutzministerin werden. Auch sie unterstützt Trumps Pläne für eine Massenabschiebung von Migranten. Mit dem Heimatschutzministerium würde sie unter anderem die Aufsicht über Einwanderungsbehörden und Grenzkontrollen bekommen. 

Noem wurde auch als mögliche Vize-Kandidatin von Trump gehandelt. Doch Medienberichten zufolge war die Idee vom Tisch, nachdem eine Episode aus ihren Memoiren für negative Schlagzeilen gesorgt hatte. Die 52-Jährige schrieb, dass sie ihre 14 Monate alte Hündin Cricket eigenhändig erschossen habe, weil diese sich nicht zum Jagdhund ausbilden ließ.

Weitere Besetzungen 

Der republikanische Abgeordnete Mike Waltz soll Medienberichten zufolge Nationaler Sicherheitsberater im Weißen Haus werden. Er bezeichnete erst wenige Tage vor der Präsidentenwahl in einem Meinungsbeitrag im Magazin "Economist" China als "größten Rivalen" der USA. Der nächste US-Präsident müsse rasch die Kriege in der Ukraine und in Nahost zum Abschluss bringen, um sich auf China zu fokussieren, argumentierte er.

Nächster Chef der US-Umweltbehörde EPA soll ebenfalls ein langjähriger Unterstützer Trumps werden, der ehemalige Kongressabgeordnete Lee Zeldin. Er werde "schnelle und faire" Entscheidungen zur Lockerung von Regulierungen treffen, kündigte der designierte Präsident an. Zugleich werde er aber die "höchsten Umweltstandards einhalten", um den USA die sauberste Luft und das sauberste Wasser auf dem Planeten zu sichern. Trump bestreitet, dass es eine Klimakrise gibt.

Die stille Trump-Beraterin Susie Wiles wird seine neue Stabschefin, lesen Sie hier mehr über sie: 

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