US-Botschafter: "Trump ist Österreich als Erstes eingefallen"

INTERVIEW: US-BOTSCHAFTER TREVOR TRAINA
Trevor Traina über Donald Trumps Aussage zu den "Waldstädten in Austria" und darüber, warum eine zweite Amtszeit des US-Präsidenten für Europa gut wäre.

Österreich und seine "Wald-Städte". Die heimischen Social-Media-Kanäle glühten regelrecht im August, als Donald Trump, der Präsident der Vereinigten Staaten, tatsächlich – im Rahmen eines Interviews zu den Waldbränden in Kalifornien – behauptet hatte, in Österreich würden Menschen in Wäldern leben.

Trevor Traina, der US-Botschafter in Wien, nimmt es Wochen später mit Humor. Nein, er habe nicht am nächsten Tag in Washington angerufen und klargestellt, dass man hier nicht in Bäumen lebe. "Ehrlich gesagt fand ich sogar super, dass der Präsident das gesagt hat", sagt der Diplomat.

Er hat Journalisten in die Botschaft in Wien-Alsergrund eingeladen, um offene Fragen zur US-Wahl, zu den österreich-amerikanischen Beziehungen und zur Botschaft zu beantworten. Und – bei aller Diplomatie – um ein paar Ausrutscher seines Chefs nochmals zurechtzubiegen.

++ HANDOUT ++ US-WAHL: PG MIT US-BOTSCHAFTER TREVOR TRAINA

Traina (links im Bild) mit österreichischen Journalisten

"Österreich im Kopf"

Warum Traina das mit den Bäumen toll fand? "Weil dem Präsidenten der USA auf der Stelle Österreich eingefallen ist." Trump sei beim Besuch von Sebastian Kurz im Oval Office im Februar 2019 insbesondere von Österreichs Verwendung von erneuerbaren Energien und Nutzholz sehr beeindruckt gewesen sein. Er habe Österreich "im Kopf".

Leider sei das Zitat falsch übersetzt worden, Trump habe vielmehr die gute Forstverwaltung loben wollen. "Ich glaube nicht, dass der Präsident denkt, dass in Österreich die Menschen wie die Ewoks von Star Wars von Baum zu Baum schwingen."

Persönliche Verbundenheit

Traina mag Österreich, das merkt man. Der Kalifornier, der eigentlich Unternehmer ist, erwähnt gerne, dass schon sein Großvater in Wien Botschafter gewesen ist, als Bruno Kreisky hier regiert hatte. Einer seiner Stehsätze ist, dass das Land sich chronisch unterverkauft: "Ich habe zwei Jobs hier. Der eine ist, Washington daran zu erinnern, warum Österreich strategisch und wichtig ist. Und der andere ist, Österreich zu erinnern, warum es wichtig ist."

Er ist stolz darauf, dass die Beziehungen in seiner Amtszeit so gut seien wie noch nie. Nur Covid-19 hatte ein zweites Treffen der Regierungschefs verhindert, der US-Außenminister war in Wien auf Besuch, außerdem habe es hochrangige Treffen unter dem Medienradar gegeben. Die Ansichten Wiens und Washingtons in vielen außenpolitischen Fragen seien sehr ähnlich, etwa die Position in Sachen Serbien-Kosovo, in der Israel-Frage oder bezüglich Venezuela.

Austrian Chancellor Sebastian Kurz in Washington

Kurz im Februar 2019 bei Trump im Weißen Haus

"Gut für Österreich"

Auch, wenn 85 Prozent der Österreicher laut einer Umfrage Joe Biden wählen würden, wenn sie könnten, glaubt Traina, dass Trump als Präsident gut für Europa und Österreich wäre. Er schaue auf die Wirtschaft und rücke Europa ins Zentrum der Aufmerksamkeit, behauptet Traina. Den Umfragen, die Joe Biden im Rennen um die Präsidentschaft schon weit vorne sehen, traut Traina – privat ein enger Freund und Unterstützer der Familie Trump – nicht. "Es ist viel knapper, als die Leute denken", sagt er.

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