"Enorme Fortschritte": Einigung bei Artenschutzkonferenz in Sicht

"Enorme Fortschritte": Einigung bei Artenschutzkonferenz in Sicht
Ziel der Weltnaturkonferenz ist ein Abkommen zur Biodiversität, das ähnlich bedeutend ist wie das 2015 abgeschlossene Pariser Klimaabkommen.

Kurz vor dem Ende der UNO-Artenschutzkonferenz haben sich führende Vertreter und Vertreterinnen der Mitgliedstaaten optimistisch hinsichtlich einer Einigung gezeigt. "Ich bin sehr zuversichtlich, dass wir unsere Ambitionen aufrechterhalten und einen Konsens erzielen können", sagte Chinas Umweltminister Huang Runqiu im kanadischen Montreal am Samstag.

Ziel der Weltnaturkonferenz ist ein Abkommen zur Biodiversität, das ähnlich bedeutend ist wie das 2015 abgeschlossene Pariser Klimaabkommen. Der kanadische Umweltminister Steven Guilbeault äußerte sich ebenfalls optimistisch: "Wir haben enorme Fortschritte gemacht."

Frankreichs Appell

Frankreichs Präsident Emmanuel Macron appellierte kurz vor dem geplanten Ende der Konferenz an die Teilnehmer, ein ambitioniertes Abkommen zu schließen. "Meine Botschaft an unsere Partner lautet: Jetzt ist nicht die Zeit für kleine Entscheidungen, sondern für große! Lassen Sie uns zusammenarbeiten, um ein möglichst ehrgeiziges Abkommen zu erreichen", erklärte er auf Twitter.

Aus Österreich reiste Klimaschutzministerin Leonore Gewessler (Grüne) Mitte der Woche nach Kanada. Die Ministerin vertritt wie ihre Kollegen und Kolleginnen der Union die EU in Montreal. Österreich macht sich vor allem bei den Gesprächen im Rahmen der "High Ambition Coalition for Nature and People" für ein neues Schutzziel stark. "Jetzt geht es darum, entschlossen zu verhandeln - und ein gutes Ergebnis festzuzurren", teilte Klimaschutzministerin Gewessler am Samstag in einem der APA übermittelten Statement mit.

Warnung vor Scheitern der Artenschutzkonferenz

Beobachter hatten vor einem Scheitern der auch unter dem Kürzel "CBD COP15" bekannten Konferenz gewarnt, weil insbesondere die Finanzierung des Artenschutzes in Entwicklungsländern strittig ist. Dabei geht es darum, ob die Industriestaaten ihre finanzielle Unterstützung für Entwicklungsländer auf ein Niveau erhöhen, das es letzteren ermöglicht, bis 2030 die 20 ehrgeizigen Umweltschutzziele zu erreichen, die in Montreal zur Debatte stehen. So sollen etwa 30 Prozent der Land- und Meeresfläche der Erde zu Schutzgebieten werden.

Greenpeace zeigte sich in der Nacht auf Sonntag ernüchtert über die Fortschritte der Konferenz. Die Verhandler und Verhandlerinnen hätten keine "ausreichende Basis für Kompromisslösungen in wichtigen Punkten" gefunden, hieß es in einer Stellungnahme gegenüber der APA. "Dies liegt nicht allein an ihnen, sondern an ungelösten Grundkonflikten, die schon im Vorfeld hätten ausgeräumt werden müssen." Laut der Umweltschutzorganisation wäre eine Pre-COP zur Vorbereitung hilfreich gewesen. Auch die EU habe erst langsam eine konstruktive Rolle während der Gespräche eingenommen.

"Jetzt liegt der Ball bei der chinesischen Ratspräsidentschaft. Diese muss einen Abschlusstext erarbeiten, in dem rechte-basierte, starke Ziele mit guten Umsetzungsmechanismen fest verankert sind. Greenwashing und Kompensationen dürfen keinen Platz in diesem wichtigen Abkommen erhalten", sagte Ursula Bittner, Artenschutz-Expertin von Greenpeace Österreich.

Die deutsche Regierung hatte am Samstag eine Initiative angekündigt, die zur Lösung des Streits beitragen soll. Mit ihr sollen Entwicklungsländer dabei unterstützt werden, ihre nationale Umweltpolitik an die globalen Umweltschutzziele anzupassen. Deutschland werde die gemeinsam mit Kolumbien und anderen Staaten auf den Weg gebrachte Partnerschaft mit 29 Millionen Euro unterstützen, erklärte das deutsche Umweltministerium.

5.000 Delegierte aus 193 Ländern

Bei der Weltnaturkonferenz ringen knapp 5.000 Delegierte aus 193 Ländern um ein neues Artenschutzabkommen. Die Zielvorgaben des Vorgängerabkommens waren weitgehend verfehlt worden. Die Verhandlungen in Montreal, die Mitte vergangener Woche begonnen hatten, laufen noch bis Montag.

Die biologische Vielfalt und die Leistungen von Ökosystemen wie Nahrung oder sauberes Wasser sind für das Überleben der Menschheit essenziell. Der Zustand der Pflanzen- und Tierwelt hat sich in der jüngeren Vergangenheit stark verschlechtert. Das Artensterben ist heute mindestens dutzende bis hunderte Male größer als im Durchschnitt der letzten zehn Millionen Jahre, wie aus Studien des Weltbiodiversitätsrates (IPBES) hervorgeht.

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