Im Krieg gegen den Tod: Ukrainische Militärärzte an der Front

Spital, Ukraine, Soldaten
Nahe der Stadt Pokrowsk finden seit Monaten blutigste Kämpfe statt – die russischen Streitkräfte erhöhen den Druck dort massiv. Der KURIER besuchte ein frontnahes Feldspital und begleitete ukrainische Militärärzte.

Keuchend rollen vier Männer die Bahre durch den engen Gang, drehen sie leicht, sodass sie die Kurve in den Raum nehmen kann, in dem der Anästhesist Wolodimir und seine Kameraden um das Leben jenes Soldaten kämpfen werden, der auf der Bahre liegt. 

Er ist blass, fast weiß, seine Beine sind blutverschmiert. Die Ärzte des medizinischen "Team Ulf" verlieren keine Sekunde, einer beginnt mit einer Herzdruckmassage, andere machen sich bereit, den Körper zu säubern. „Eine Drohne mit Granate hat ihn erwischt“, sagt einer der Männer, die den Soldaten gebracht haben, zur Hilfskraft, die alle verfügbaren Daten aufnimmt.

Brutale Gefechte

Jede Information, jede Sekunde kann Leben retten – hier, in einem Feldspital der ukrainischen Streitkräfte, fünfzehn bis fünfundzwanzig Kilometer von der Front bei Pokrowsk entfernt. Genauere Angaben sind aufgrund der militärischen Sicherheit nicht möglich. Tag für Tag legen in dieser Gegend Artilleriegranaten, Drohnen, Panzer alles in Schutt und Asche – Bäume, Häuser, auch Menschenleben scheinen nichts wert.

Um Pokrowsk finden erbitterte Kämpfe statt

Hier toben die heftigsten Kämpfe im Ukraine-Krieg. Hier versuchen die russischen Streitkräfte vehement, die ukrainischen Verteidigungslinien zu durchbrechen – und in Richtung der Stadt Dnipro vorzustoßen. Hier versuchen die ukrainischen Streitkräfte, genau das zu verhindern. Unter hohem Blutzoll – wie am Verwundeten ersichtlich ist, der erst wenige Sekunden vor dem neuen Verletzten aus dem improvisierten Operationssaal gebracht wurde.

Jede Sekunde zählt

Viel Blut verloren

Er hatte Schrapnelle im Arm und im gesamten rechten Bein. Wolodimir hielt ihm die Hand, als er stöhnend ertrug, wie ihm der Chirurg zahlreiche Metallstücke aus Oberschenkel und Waden schnitt. Ohne die Betäubungsmedikamente des Anästhesisten hätte er diesen Schmerz wohl nicht ausgehalten. „Er hat viel Blut verloren. Das wird schwierig“, sagte Wolodimir, bevor der nächste Verletzte kam. Jemand zieht den Vorhang zum Operationssaal zu. Kein gutes Zeichen.

Kommentare