Türkei und Russland planen Nachkriegsordnung in Syrien

Moskau und Ankara beschlossen bei einem Treffen, ihre Einsätze in dem Bürgerkriegsland in Zukunft zu koordinieren.

Russland und die Türkei haben bei einem Treffen am Samstag in Moskau beschlossen, ihren künftigen Einsatz in Syrien abzustimmen. Sie einigten sich auf die Koordination der Truppen, um unter den „neuen Umständen Terroristen“ aus dem Bürgerkriegsland zu vertreiben, sagte der russische Außenminister Sergej Lawrow gestern. Alle Regionen sollen von „terroristischen Gruppen“ befreit werden, fügte sein türkischer Amtskollege Mevlüt Cavusoglu hinzu.

Mit den „neuen Umständen“ ist der bevorstehende Abzug US-amerikanischer Truppen aus Syrien gemeint. Russland ist ein enger Verbündeter des syrischen Machthabers Bashar al-Assad, dessen Truppen zuletzt von kurdischen Kräften wegen eines drohenden Angriffs türkeifreundlicher Milizen in Nordsyrien zu Hilfe gerufen wurden.

 

Türkei und Russland planen Nachkriegsordnung in Syrien

Doch ein wichtiges Detail wurde bei dem Treffen, dem hochrangige Diplomaten, die beiden Außenminister und die beiden Verteidigungsminister beiwohnten, nicht geklärt – zumindest nicht öffentlich. Wer nämlich die „Terroristen“ sind, die man beseitigen wolle. Für Ankara gehört die Kurdenmiliz YPG namentlich auch dazu, weil mit der in der Türkei verbotenen kurdischen Arbeiterpartei PKK verbündet ist. Die PKK zeichnet für zahlreiche Anschläge in der Türkei verantwortlich. Im syrischen Bürgerkrieg hat die YPG als wichtiger Teil der syrischen demokratischen Kräfte (SDF) entscheidende Schlachten gegen die Terrormiliz „Islamischer Staat“ (IS) gewonnen und wurde bis zuletzt von den USA unterstützt.

Neue Fronten

Die Situation in Syrien hatte sich nach der Ankündigung Washingtons Mitte Dezember, die US-Truppen aus Syrien abzuziehen, stark verändert. Die Begründung: Der IS sei besiegt. Wenige Stunden nach der überraschenden Ankündigung Donald Trumps verlegte Ankara bereits verstärkt Truppen an die Grenze zu Syrien mit dem möglichen Ziel, die kurdischen Kämpfer von der Grenze zu vertreiben. Diese kontrollieren dort mittlerweile, bisher unterstützt von den USA, große Gebiete.

Die YPG kritisierte nach dem angekündigten Abzug, von Washington im Stich gelassen worden zu sein und wandte sich aufgrund des drohenden Einmarsches der Türkei bzw. türkeifreundlicher Milizen in das kurdisch dominierte Gebiet an Assads Armee.

Die syrische Armee meldete schließlich am Freitag, in der Stadt Manbidsch angekommen zu sein. Ein Kurdensprecher hingegen sagte, die Armee habe eine Art „Sicherheitsring“ um die Stadt gebildet.

Waffen sollen bleiben

Frankreich kündigte zuletzt an, seine Militärpräsenz in Syrien vorerst aufrechtzuerhalten. Die US-Truppen wollen laut Insiderberichten zumindest jene Waffen zurücklassen, mit denen sie die Kurden bis dato unterstützt haben. Der Türkei gefällt das nicht, Ankara fürchtet, die Waffen könnten gegen türkische Kräfte eingesetzt werden – immerhin ein NATO-Partner der USA.KKS

Weiterentwicklungen des Syrien-Konflikts

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