Trump ist wieder auf der Bühne und bastelt an Comeback
Die große Bühne, die ist für Donald Trump seit jeher ein Lieblingsplatz. Der routinierte Showman und Populist weiß, wie man eine Menschenmenge für sich gewinnt. In den vergangenen Monaten hatte sich der Ex-Präsident rar gemacht, verbrachte seine Zeit freiwillig mit Golfspielen in seinem Club Mar a Lago in Florida - oder eher unfreiwillig mit der Finanzpolizei und seinem Steuerakt, oder der Aufarbeitung des von ihm angeheizten Sturms aufs Kapitol im Jänner.
Hinweise verdichten sich
Ob der inzwischen 75-Jährige 2024 noch einmal ins Rennen um die Präsidentschaft geht, ist vorerst offen, doch nun verdichten sich die Hinweise darauf immer mehr. Trump ist wieder auf die Bühne zurückgekehrt und meldet sich auch über die Sozialen Medien - wenn auch über Umwege - lautstark zu Wort. Das bei den Live-Auftritten laut verkündete Motto: Einem "erd-erschütternden Sieg" bei den Kongresswahlen 2022 folgt ein Trump-Triumph bei den Präsidentschaftswahlen. „Wir vergessen 2020 nicht“, sagte Trump bei einem Auftritt in Georgia, vor wenigen Tagen: „Die korrupteste Wahl in der Geschichte unseres Landes. Die korruptesten Wahlen in der Geschichte der meisten Länder, denen im November 2024 ein noch glorreicherer Sieg folgen soll." In wenigen Tagen folgt der nächste Auftritt in Des Moines, im Bundesstaat Iowa. In Iowa starten ja traditionell die Vorwahlen bei allen Präsidentschaftswahlen und damit das Rennen der potenziellen Kandidaten.
Mächtigste Figur
Trump fährt einen offensiven Kurs, um sich als vorherrschende und mächtigste Figur in der republikanischen Politik fest zu etablieren. Er hat sich in die Wahlen in mehreren Bundesstaaten massiv eingebracht und mehrere Kandidaten unterstützt, die seine falschen Betrugsvorwürfe akzeptiert und ihn beim Versuch unterstützt haben, die Ergebnisse der Wahlen 2020 zu kippen. Und obwohl er immer noch von Twitter gesperrt ist, hat er über sein politisches Aktionskomitee eine Flut von wütenden tweet-ähnlichen Erklärungen abgegeben. Die unter "Official Trump Alert" angekündigten Meldungen werden derzeit auf allen digitalen Kanälen im Dauerfeuer lanciert.
Bidens Krise nützen
Der amtierende Präsident hat derzeit massiven politischen Gegenwind. Der verpatzte Afghanistan-Abzug, die jüngsten Umfragen, die Trump erstmals wieder eine höhere Beliebtheit zuweisen als Joe Biden. Doch die aktuellste Krise hat ihr Zentrum derzeit im US-Kongress. Das billionenschwere Budgetpaket, mit dessen Hilfe die USA in den kommenden Jahren ihre Infrastruktur aufmöbeln und klimafreundlich werden sollten, hängt fest. Nicht nur bei den Republikanern, auch bei Bidens Demomkraten wächst der Widerstand. Der Hauptgrund ist wieder einmal das dramatisch wachsende Budgetdefizit und dazu die Staatsschulden. Das bringt - wie inzwischen regelmäßig in der US-Politik - auch die Regierung in die Bredouille. Im US-Kongress ist neuer Streit über die Schuldenobergrenze entbrannt, der in der Vergangenheit bereits mehrfach in einem Regierungsstillstand gemündet war. Ohne eine Erhöhung ist das Limit demnächst ausgereizt, doch diesmal könnte es nicht mehr reichen, ein paar Regierungs-Einrichtungen für einige Wochen in Zwangsurlaub zu schicken. Die Zahlungsunfähigkeit der USA droht. Für Trump, der selbst - auch ohne Pandemie - in die Schuldenfalle tappte und große Teile der Regierung für mehrere Wochen in die Zwangspause schicken musste, eine perfekte Steilvorlage. "Vermisst ihr mich schon", steht auf der neuesten Version der Trump-T-Shirts, und die verkaufen sich nach wie vor gut.
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