Unterstützung bekommt sie vor allem von Pakistan und anfänglich auch von den USA. Sie sind gut ausgerüstet, haben Geld, Panzer und schwere Waffen. Im September 1996 marschieren sie in der afghanischen Hauptstadt Kabul ein.
Mit ihrer landesweiten Machtübernahme beginnt eine fünfjährige Herrschaft voller Repressionen. Es gilt die Scharia. Musizieren, tanzen und fernsehen ist verboten, Mädchenschulen werden geschlossen, sogar Drachensteigen geht zu weit. Männer müssen Bart tragen, Frauen eine Ganzkörper-Burka. Die Einhaltung der Vorschriften wird streng überwacht und bei Missachtung genauso streng bestraft. Menschenrechtsverletzungen stehen auf der Tagesordnung. Die Vereinten Nationen benennen in den Jahren 1996 bis 2001 15 Massaker gegen die Zivilbevölkerung.
Der 11. September 2001 ändert auch in Afghanistan alles. Nach den Terrorattentaten in den USA beginnt der damalige Präsident George W. Bush seinen „Krieg gegen den Terror“. Die Taliban sind für ihn mitschuldig an 9/11, da sie dem Terrornetzwerk El Kaida und Osama bin Laden Unterschlupf gewährt haben. Im Dezember 2001 werden die Taliban gestürzt.
Es ist aber noch nicht das Ende der Terrororganisation. Markus Gauster vom Institut für Friedenssicherung und Konfliktmanagement (IFK) der Landesverteidigungsakademie sieht Parallelen zur Übernahme von Kabul 1996: „Was man bisher sagen kann – es wiederholt sich die Geschichte eigentlich unmittelbar. Damals hat es einen kampflosen Einmarsch gegeben, und auch im Moment halten sich die Kämpfe in Grenzen.“
Neu sei nun aber vor allem die politisch-diplomatische Stärke der Taliban. Geholfen hätte ihnen hier das Doha-Agreement, ein Friedensabkommen, das zwischen den USA und den Taliban 2020 unterzeichnet wurde. „Das hat den Taliban zusätzlichen politischen Aufschwung gegeben, als politisch legitime Macht von Afghanistan zu agieren.“
Um zu beurteilen, inwieweit sich die Taliban tatsächlich verändert haben, sei nun ihr Verhalten am Flughafen in Kabul entscheidend, meint Gauster: Gelingt hier eine diplomatische Lösung oder kommt es zur Eskalation zwischen ihnen und den Amerikanern, die das Gelände zurzeit sichern? Ein „diplomatisches und möglichst gewaltfreies Auftreten“ könnte laut Gauster ein Zeichen sein, dass sich die Taliban anders geben wollen als bisher.
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