Taiwan: Warum fast alle Gebäude dem Rekord-Erdbeben standhielten

Taiwan: Warum fast alle Gebäude dem Rekord-Erdbeben standhielten
Das schwerste Erdbeben seit 25 Jahren forderte am Mittwoch auf der Insel kaum Opfer. Das liegt an gezielten, politischen Maßnahmen.

Der Koloss bewegte sich. Am Mittwoch, gegen 7.58 Uhr, ging ein Raunen durch die Stockwerke 88 bis 94 im Wolkenkratzer Taipei 101. Wie an jedem Morgen hatten sich Dutzende Besucher versammelt, um die 660 Tonnen schwere Stahlkugel zu sehen, die dort von der Decke hängt: das größte sogenannte Tilgerpendel der Welt. Doch als die Stadt vom schwersten Erdbeben der letzten 25 Jahre erschüttert wurde, begann die Kugel plötzlich, mehrere Meter hin- und herzuschwingen. Die Besucher erlebten die Kraft der Erschütterung hautnah mit – in 400 Metern Höhe.

Das Beben traf Taiwan laut Behördenangaben mit einer Stärke von 7,2 auf der Richterskala, das geologische Institut der USA sprach von einer Stärke von 7,4; die japanische Seismologiebehörde sogar von 7,7. Damit hätte es fast dieselbe Kraft erreicht (7,8) wie jenes Beben, das im Februar 2023 den Südosten der Türkei und den Norden Syriens verwüstet und in beiden Ländern mehr als 60.000 Tote gefordert hatte.

Und doch hielt sich die Zerstörung auf Taiwan – trotz der neun Todesopfer und knapp 1.000 Verletzten – am Mittwoch in Grenzen. Landesweit wurden zwar etwas mehr als 1.000 Gebäude beschädigt, aber nicht ein einziges brach vollständig in sich zusammen. Nur das Bild des umgekippten Gebäudes in der Küstenstadt Hualien, in dem vier Menschen starben, ging um die Welt.

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