Bashar al-Assads älterer Bruder hätte die Macht von seinem Vater übernehmen sollen. Dieser hatte sich 1970 in Syrien an die Macht geputscht, etablierte einen Ein-Parteienstaat mit massivem Personenkult und unterdrückte jeden Protest mit brutalster Gewalt. Sein Sohn Basil war als Erbe und Nachfolger auf diese weitere Rolle vorbereitet worden, starb aber vor 30 Jahren bei einem Autounfall. So kam der linkisch wirkenden, scheinbar liberale und europäisierte Bashar al-Assad zum Zug, einst Hoffnungsträger für den Westen. Viele hielten Assad für ein geringeres Übel als seinen Vater, Hafiz al-Assad. Als dieser nach 30 Jahren Herrschaft 2000 nach einem Herzinfarkt starb, übernahm der damals 35 Jahre alte Sohn.
Seit Jahren schon trägt der 59-Jährige den Spitznamen „Schlächter von Damaskus“. „Er wirkte bei seinen Auftritten ungeschickt, fast wie ein 17-jähriger Bub“, erinnert sich der britische Ex-Diplomat Sir John Jenkins, von 2006 bis 2007 britischer Botschafter in Syrien, gegenüber dem KURIER.
Vom Computer-Fan zum Panzerkommandanten
Heinz Fischer hatte als Nationalratspräsident am Begräbnis von Hafiz al-Assad teilgenommen. Bashar habe er als jemanden in Erinnerung, „dem man das Studium in Europa anmerkte und der sich sehr für moderne Technologien interessierte“, so Fischer. „Er hatte sicher eine Modernisierung im Sinn, vielleicht auch eine Veränderung der Machtstrukturen, aber sicher keine Demokratisierung im europäischen Sinn.“
Dabei begann alles so vielversprechend. Bashar studiert in London Medizin, promovierte als Augenarzt. Sein Blick fiel auf die attraktive syrische Investmentbankerin Asma, seine spätere Ehefrau. 1994 änderte sich Bashars Lebensplan. Er war nun Erbfolger – ein enthusiastischer Computer-Fan ohne jede militärische Erfahrung. In Windeseile ließ er sich zum Panzerkommandanten ausbilden.
Strenge Regierung
Mit seinem Aufstieg zur Staatsspitze übernahm er ein im Land gefürchtetes und gehasstes System mit 15 Geheimdiensten, die für ihn spitzeln, verhaften, foltern. Auch das Militär folgte dem damals jungen Machthaber bereitwillig, es hatte kein Interesse an einem Machtwechsel.
Die Assads gehören zur schiitischen Minderheit der Alawiten, die elf Prozent der syrischen Bevölkerung stellen. Sie regierten das Land seit Jahrzehnten streng, mit Verbündeten in allen Schlüsselpositionen. Alawiten gelten als liberaler Flügel des (schiitischen) Islam. 70 Prozent der Syrer sind Sunniten.
Zu ihnen gehört auch Bashars Ehefrau Assad: Sie trägt ihr Haar offen, kauft ihre Kleidung in Londoner Designerläden, versuchte sich aber in den vergangenen Jahren kaum noch in der Öffentlichkeit zu zeigen. Der Boulevard tauft sie anfangs „Königin Diana des Orients“. Drei Kinder hat das Paar. Das Vermögen des Assad-Clans wird auf mehrere Milliarden Dollar geschätzt.
Anfangs versprach Bashar al-Assad Reformen – für alle. Zunächst erlaubte er Pressefreiheit, ließ einige politische Gegner frei und lockert die rigide Planwirtschaft. Er entfachte Aufbruchsstimmung, Intellektuelle sprachen vom „Damaszener Frühling. Doch die Lockerungen hielten nicht lange.
Assad hatte gelogen
Ende 2010 kam es zu ersten Aufständen in Tunesien und Ägypten. Im Frühjahr 2011 glaubten auch die Syrer an ihre Chance. In Homs und Daraa rebellierten sie. Assad ließ die Proteste blutig niederschlagen. Assads Brutalität löste eine Kettenreaktion aus. Politisch-religiöse Gruppen mischten sich unter die Rebellen. Terrormilizen wie der IS oder al-Nusra eroberten weite Landesteile. Ein Krieg begann, Diktator Assad hielt sich nur mit äußerster Brutalität an der Macht.
Selbst vor Giftgas schreckte er nicht zurück. Mehr als 200.000 zivile Todesopfer im syrischen Bürgerkrieg gehen allein auf die syrische Armee und die sie unterstützenden pro-iranischen Milizen der Hisbollah zurück.
Nur mit Putins Hilfe erobert er zuerst Aleppo, dann die restlichen Hochburgen zurück. Als unverzichtbare Handlanger seiner Gewaltherrschaft erwiesen sich auch die vom Iran unterstütze Hisbollah-Miliz.
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