Der 28-jährige Mohammed Ibrahim kam vor einem Monat hier an. Seine Familie befindet sich noch im Sudan. „Ich bin in Kontakt mit ihnen. Sie sagen, dass es ihnen gut geht. Aber ich weiß, dass es ihnen nicht gut geht“, erzählt der junge Mann. Seine Schwester, erzählt er, sei aus einem vorbeifahrenden Auto beschossen worden. „Sie hat überlebt. Aber die Kugel ist noch immer in ihrem Körper.“
Verwandte starben
Viele der hier Gestrandeten haben Gewalttaten gesehen oder erlebt. Auch die 22-jährige Iman aus Khartum. Sie floh gemeinsam mit ihren Eltern und ihren Geschwistern. „Es war nicht mehr sicher“, beschreibt sie. „Wir haben um unser Leben gefürchtet.“ Viele Menschen seien gestorben. „Auch einige Verwandte.“
Osman Adem arbeitete im Sudan als Wasser-Ingenieur. Doch das sei nicht mehr möglich gewesen. „Es gibt nichts mehr. Keine Wirtschaft, keine Bildung. Alles ist zerstört. Ich bin obdachlos.“ Er sei froh, nach seiner zehntägigen Flucht hier aufgenommen worden zu sein. „Aber ich habe nichts mehr. Kein Geld. Nichts.“
Für einige ist die Moschee in Juba nur ein Zwischenstopp. Sie wollen weiterziehen – zu Verwandten, etwa in Uganda. Andere hoffen, dass der Krieg in ihrer Heimat in absehbarer Zeit zu Ende geht. „Ich will möglichst schnell wieder zurück“, sagt etwa Mohammed Ibrahim.
Die Gestrandeten im Flüchtlingscamp in Yambio sehen das weniger optimistisch. „Das wird nicht schnell vorbei sein“, fürchtet Dafallah Al Taib. Als die Kämpfe in Al-Dschazira ankamen, floh er mit seiner Frau und den neun Kindern. „Die Straßen waren geschlossen, es war wirklich schwer, aus dem Kriegsgebiet zu kommen. Wir hatten großes Glück.“ Gewalt sei allgegenwärtig. Gegen Frauen, gegen Ethnien. „Wenn du zum falschen Stamm gehörst, schießen sie auf dich“, erzählt der Geflüchtete. „Wenn du Glück hast, rauben sie dich nur aus.“
Er beobachtet die Lage in seiner Heimat. Doch er traut den Nachrichten nicht. „Manche Dörfer wurden angeblich befreit. Andere ausgelöscht. Aber das stimmt nicht. Das ist alles Propaganda.“
Khaltoum Adem Yahida sitzt mit ihrem Säugling auf einem Stein. Die 22-Jährige blickt ins Leere, wenn sie über ihre Flucht erzählt. „Die Situation ist fürchterlich“, berichtet sie. „Wir haben alles zurückgelassen.“ Auch hier im Flüchtlingslager seien die Zustände schlimm. „Wir leben von der Hilfe anderer. Aber zumindest haben wir etwas zu essen.“ Ihre Eltern allerdings sind noch immer dort. „Ich habe Angst um sie.“
Ein bisschen Normalität
Zumindest einige Kinder schaffen es, die Situation für einige Momente auszublenden. Sie spielen auf der staubigen Erde und barfuß Fußball, jagen dem Ball hinterher. Die Erwachsenen sitzen daneben. Ihre Blicke sind ernst.
Die Lage in den Flüchtlingscamps ist kritisch, berichtet auch das österreichische Hilfswerk „Don Bosco Mission Austria“. Lebensmittel, Trinkwasser, medizinische Versorgung und sichere Unterkünfte fehlen. „Die Notwendigkeit für Hilfe wächst täglich.“
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