St. Petersburg: Bilanz des blutigen Anschlags

Was bisher über das Attentat in der russischen Millionenmetropole bekannt ist.

14 Menschen sind bei dem Anschlag auf die U-Bahn in St. Petersburg getötet worden, 49 weitere wurden verletzt. Für die Tat verantwortlich ist nach Erkenntnissen der Behörden ein Selbstmordattentäter aus Kirgistan. Was ist bisher bekannt über den Anschlag in Russlands zweitgrößter Stadt, die als beliebter Touristenmagnet gilt?

Was genau ist passiert?

Die Explosion ereignete sich um 14.40 Uhr Ortszeit (13.40 Uhr MESZ) in einer U-Bahn, die zwischen den Stationen Sennaja Ploschtschad und Technologisches Institut im Zentrum von St. Petersburg unterwegs war. Der U-Bahn-Fahrer Alexander Kawerin stoppte den Zug nach der Detonation nicht im Tunnel, sondern fuhr bis zur nächsten Haltestelle weiter. Dies erleichterte den Rettungskräften die Arbeit, Tote und Verletzte konnten schnell geborgen werden. Dem russischen Ermittlungskomitee zufolge wurden durch die Entscheidung des Zugfahrers viele Leben gerettet.

St. Petersburg: Bilanz des blutigen Anschlags
TOPSHOT - A woman places flowers in honour of the victims of the April 3 blast on the platform of Technological Institute metro station in Saint Petersburg on April 4, 2017. Russian authorities on Tuesday confirmed that a suicide bomber was behind the explosion that killed 14 people on a busy metro line in Saint Petersburg Monday. / AFP PHOTO / Olga MALTSEVA
Kurz nach der Explosion wurde ein selbstgebauter Sprengsatz in der U-Bahnstation am Wosstanija-Platz in der Petersburger Innenstadt "gefunden und rechtzeitig entschärft", wie die russischen Anti-Terror-Behörden mitteilten.

Die Zahl der Toten lag am Dienstag nach Behördenangaben bei 14, die Zahl der im Krankenhaus befindlichen Verletzten bei 49. Die Opfer stammen nach örtlichen Behördenangaben aus verschiedenen Regionen Russlands sowie aus Weißrussland, Kasachstan und Usbekistan.

War es ein Terroranschlag?

Ein Bekennerschreiben gab es am Dienstag zunächst nicht. Der kirgisische Geheimdienst sprach aber von einem Selbstmordattentäter aus Kirgistan, bei dem es sich um den 1995 geborenen Akbarschon Dschalilow gehandelt habe. Dschalilow sei russischer Staatsbürger und stamme aus der Region Osch im Süden Kirgistans.

Die russischen Ermittler bestätigten die Erkenntnisse zu dem Attentäter wenig später. Dieser habe die Bombe in dem U-Bahnwaggon deponiert, hieß es in einer Erklärung des Ermittlungsausschusses. Er habe auch die andere Bombe gelegt, die später entschärft wurde. Dies zeigten DNA-Spuren auf der Tasche mit der Bombe.

Das russische Ermittlungskomitee hatte zuvor mitgeteilt, "es sei möglich", dass die Bombe in der U-Bahn "von einem Mann gezündet worden sei, dessen sterblichen Überreste im dritten Waggon" des Zuges gefunden worden seien.

Wie haben die Behörden reagiert?

Krankenwagen rasten zum Anschlagsort, die Behörden sperrten umgehend einige der Hauptverkehrsknotenpunkte der Stadt ab. Der U-Bahn-Verkehr wurde für mehrere Stunden komplett stillgelegt, der Betrieb wurde am Abend aber wieder aufgenommen. In der Hauptstadt Moskau und andernorts wurden die Sicherheitsvorkehrungen erhöht.

Präsident Wladimir Putin, der sich zum Zeitpunkt des Anschlags am Rande von St. Petersburg aufhielt, legte an einer der U-Bahn-Stationen Blumen nieder.

St. Petersburg: Bilanz des blutigen Anschlags
TOPSHOT - CORRECTION - Russian President Vladimir Putin places flowers in memory of victims of the blast in the Saint Petersburg metro at Technological Institute station on April 3, 2017. / AFP PHOTO / SPUTNIK / Mikhail KLIMENTYEV

Was waren die Auswirkungen?

Auf Fernsehbildern und in sozialen Netzwerken waren der betroffene U-Bahn-Zug mit herausgerissenen Türen sowie blutende und leblose Menschen auf dem Bahnsteig zu sehen.

Die örtlichen Behörden ordneten eine dreitägige Trauer für die Stadt an. Angesichts der erhöhten Sicherheitsvorkehrungen dürfte es künftig verstärkte Kontrollen an Flughäfen, Bahnhöfen und in den U-Bahnen geben.

Die Behörden sind nach dem Anschlag auch deshalb in erhöhter Alarmbereitschaft, weil im kommenden Jahr in Russland die Präsidentschaftswahl und die Fußballweltmeisterschaft stattfinden. Die Bedrohung durch Terroranschläge ist damit noch weiter erhöht.

Das seit 1991 unabhängige Kirgistan ist das erste Land in Zentralasien, das - seit einem Umsturz 2010 - eine parlamentarische Demokratie nach westlichem Vorbild eingeführt hat. Seit 2011 regiert der sozialdemokratische Präsident Almasbek Atambajew.

Kirgistan ist ein armes Hochgebirgsland. Wichtigste Devisenquellen sind die Geldüberweisungen der Arbeitsmigranten aus dem Ausland, vor allem aus Russland. Die 5,7 Millionen Einwohner des säkularen Staates sind größtenteils sunnitische Muslime, ein Drittel ist nach UN-Daten jünger als 15 Jahre.

Mehrere Hundert Kirgisen sollen sich nach offiziellen Angaben der Behörden in Bischkek der Terrormiliz Islamischer Staat im Irak und in Syrien angeschlossen haben. Die tatsächliche Zahl dürfte deutlich höher liegen. Eine Spur des Terroranschlags in Istanbul in der Neujahrsnacht führte nach Kirgistan.

Moskau hat seinen Einfluss auf die Ex-Sowjetrepublik ausgeweitet: 2015 trat Kirgistan der von Russland dominierten Eurasischen Wirtschaftsunion bei. Zudem will Kirgistan nach dem Bombenanschlag in St. Petersburg eng mit Russland bei der Terrorbekämpfung zusammenarbeiten.

Kommentare