SPD-Chef Gabriel baut fest auf die "GroKo"

Sigmar Gabriel übernimmt das Wirtschaftsministerium.
Am Samstag fallen die letzten Entscheidungen über die neue deutsche Regierung.

Am späten Nachmittag des Samstags sollte feststehen, ob die Mehrheit der SPD-Mitglieder für die Große Koalition gestimmt hat.

Passend zur wachsenden Spannung darauf haben die 1500 Germanisten der „Gesellschaft für Deutsche Sprache“ das Kürzel „GroKo“ zum diesjährigen „Wort des Jahres“ gekürt.

Früher als erwartet verdichteten sich in Berlin auch Spekulationen um die Ressortliste, die bisherige KURIER-Recherchen weitgehend bestätigen:

Wirtschaft und Energie Dieses vergrößerte Super-Ressort übernimmt SPD-Chef Sigmar Gabriel.

Außenministerium SPD-Fraktionschef Frank-Walter Steinmeier wird wieder Chefdiplomat.

Arbeit und Soziales erhält die bisherige SPD-Generalsekretärin Andrea Nahles.

Familie übernimmt die SPD-Arbeits- und Sozialministerin in Mecklenburg-Vorpommern, Manuela Schwesig.

Umwelt bekommt die langjährige SPD-Schatzmeisterin Barbara Hendricks.

Justiz ist die einzige Überraschung mit dem saarländischen SPD-Chef und Regierungsvize Heiko Maas.

Auf CDU-Seite ist damit Finanzminister Wolfgang Schäuble nun Fixstarter, die anderen acht Unions-Ressorts sind noch nicht so klar.

Ist das SPD-Votum für die Große Koalition positiv, werden Kanzlerin Angela Merkel und ihre 14 Minister am Dienstag angelobt.

Viele Ungültige

Damit haben nun die 475.000 Genossen über die Regierungsform der nächsten Jahre bestimmt und mehr Einfluss darauf als die 70 Millionen Wahlberechtigten.

Die über 333.000 eingegangenen Wahl-Briefe wurden seit Donnerstag in Leipzig überprüft. Bei der Kontrolle der vom Stimmzettel getrennten eidesstattlichen Erklärung des nur einmaligen Wählens waren aber über zehn Prozent fehlend oder falsch und damit ungültig.

Samstagfrüh beginnt die Auszählung der Stimmzettel in der Nähe der SPD-Zentrale in Berlin. 400 Parteihelfer ohne Handy sollen bis zum späten Nachmittag fertig sein. Die Veröffentlichung von Zwischenergebnissen war nicht geplant. SPD-Chef Sigmar Gabriel wollte nach dem ersten Trend die Koalitionspartner unterrichten, aber erst ab 16 Uhr das Endergebnis öffentlich machen.

Die Befragung kostete die SPD 1,6 Millionen Euro.

Die große Koalition ist nicht nur in Österreich in aller Munde. In Deutschland ist "GroKo" zum Wort des Jahres 2013 gewählt worden. Das Kurzwort für die geplante große Koalition in Berlin charakterisiere am besten das zu Ende gehende Wahljahr - so begründete die Gesellschaft für deutsche Sprache ihre Entscheidung. Es sei zudem eine interessante Wortbildung und zeige Sprachwitz und Kreativität, sagte der Vorsitzende der Gesellschaft, Armin Burkhardt.

„GroKo“ offenbare „eine halb spöttische Haltung“ gegenüber der wahrscheinlichen Koalition aus CDU/CSU und SPD auf Bundesebene, sagte der Germanistik-Professor am Freitag in Wiesbaden. Durch den Anklang an Krokodil rege es zu weiteren Wortschöpfungen an - etwa zu „GroKo-Deal“ für den Koalitionsvertrag. Unter dem Hashtag #GroKo werden außerdem auf Twitter die Neuigkeiten zur Bildung der Großen Koalition kommentiert - auch in Österreich (siehe Storify weiter unten).

"Protz-Bischof" auf Platz 2

Auf den zweiten Platz setzten die Sprachforscher „Protz-Bischof“, geprägt für den - wegen der hohen Kosten seiner Residenz kritisierten - Limburger Oberhirten Franz-Peter Tebartz-van Elst. Quasi als Gegenpol entschied sich die Jury dafür, auf Platz drei „Armutseinwanderung“ zu setzen, ein Begriff für eine bestimmte Gruppe Zuwanderer.

Mit „Ausschließeritis“ schaffte es ein weiteres Wort aus dem Umfeld der deutschen Koalitionsverhandlungen auf die Liste. Die Wortschöpfung erinnere an eine Krankheit, „eine politische Systemkrankheit“, wie Burkhardt sagte. Der Abhör- und Spähaffäre sind die Plätze fünf und zehn zu verdanken: „Big Data“ und „Freund hört mit“. Die Wirtschaft ist mit dem Begriff „Zinsschmelze“ vertreten. Auf den hinteren Plätzen landeten „Generation Sandsack“, „Ausländermaut“ und die „Falsche Neun“, ein Begriff aus dem Bereich der Fußball-Taktik.

Die Jury hatte ihre zehn „Wörter des Jahres“ in diesem Jahr aus rund 2400 Vorschlägen ausgewählt. Auf die Liste kommen laut Gesellschaft für deutsche Sprache nicht die am häufigsten verwendeten Begriffe eines Jahres, sondern die, die das Jahr am besten sprachlich auf einen Punkt bringen. Vergangenes Jahr hatten sich die Sprachwissenschaftler für „Rettungsroutine“ entschieden.

Unter dem Hashtag #GroKo wird auf Twitter sowohl in Österreich wie in Deutschland die geplante große Koalition kommentiert.

In Österreich wurde heuer "Frankschämen" zum Wort des Jahres gewählt. Hier noch einmal die prägendsten Wörter des Jahres in Österreich:

Kommentare