So gefährlich sind die tschetschenischen Elitesoldaten wirklich

Schon der Anblick ihrer schwarzen Uniformen und langen, dunklen Bärte scheint den furchterregenden Ruf zu bestätigen, der den tschetschenischen Elitesoldaten vorauseilt. Sie werden „Kadyrowzy“ genannt, weil sie aus der Leibgarde des einstigen Präsidenten Achmat Kadyrow hervorgingen. Die ca. 70.000 Kämpfer sind eigentlich keine Soldaten, sondern eine paramilitärische Söldnertruppe, die einzig und allein dem heutigen Tschetschenen-Oberhaupt Ramsan Kadyrow unterstellt ist.
Sie waren Teil der ersten Angriffswelle in der Ukraine, dabei sollen allerdings direkt mehrere hundert Tschetschenen am Gelände des Militärflughafens Gostomel gefallen sein, darunter auch der berüchtigte General Magomed Tuschajew. Kadyrow bestreitet das und veröffentlicht regelmäßig Videos, die beweisen sollen, dass sein Vertrauter noch am Leben ist.
So oder so: Große Erfolge der Kadyrowzy bleiben auch nach einem Monat des Krieges bisher aus. „Ihre tatsächliche Kampfkraft können wir nicht einschätzen. Sicher ist nur, dass sie im Vergleich zu regulären russischen Soldaten hervorragend ausgerüstet sind“, meint der Russland-Experte Alexander Dubowy.

Ein Kämpfer der "Kadyrowzy" bei der Mobilmachung Ende Februar in Grosny.
Streit mit den Russen
Einem Bericht des Guardian zufolge kam es an der Front, etwa bei der Belagerung von Mariupol oder im Donbass, zu heftigen Streitigkeiten, weil die Kadyrowzy keine Befehle von Offizieren der russischen Armee befolgen wollten. Seither würden sie von russischen Befehlshabern bewusst zurückgehalten.
Angeführt werden die Tschetschenen-Söldner um Mariupol von dem General Adam Delimchanow, einem der engsten Kadyrow-Vertrauten und ein Cousin seines verstorbenen Vaters Achmat Kadyrow. Delimchanow gehört seit der Gründung der Kadyrowzy zu deren Führungspersönlichkeiten. Auch er hat einen wilden Ruf, seit 2009 liegt gegen ihn ein internationaler Haftbefehl vor - wegen eines Mordes an einem Tschetschenen in Dubai.
Auffallend ist, wie viele Propagandavideos die Tschetschenen im Netz teilen. Darin sprechen sie entgegen der Kreml-Vorgabe vom „Krieg“ und zeigen sich häufig dabei, wie sie sich um Zivilisten kümmern. Kampfhandlungen sind nur äußerst selten zu sehen. Dubowy meint: „Offenbar sollen sie vor allem Bilder produzieren.“
Eine Sprachaufnahme, die Kadyrow vor Wochen auf Telegram teilte, unterstreicht diese These. Dort ärgerte er sich darüber, dass „seine“ Soldaten - ein Versprecher, den er sofort zurücknahm - durch Artilleriebeschuss sterben würden, aber nicht an die Front dürften.

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