Schiff von NGO "Jugend Rettet" beschlagnahmt

Schiff "Iuventa" auf Lampedusa
Staatsanwaltschaft in Sizilien prüft Verdacht auf Beihilfe zur illegalen Migration. Verbindungen mit Schleppern auf libyschem Festland werden ausgeschlossen, es soll auch keinerlei Geldflüsse gegeben haben.

Die Staatsanwaltschaft der sizilianischen Stadt Trapani hat das zur Seenotrettung von Flüchtlingen im Mittelmeer eingesetzte Schiff der deutschen Nichtregierungsorganisation "Jugend Rettet" am Mittwoch beschlagnahmt. Die "Iuventa" sei wegen des Verdachts der Beihilfe zur illegalen Migration beschlagnahmt worden, teilte die Polizei mit. Damit dieses Vergehen nicht wiederholt werde, sei das Schiff konfisziert worden, berichtete Staatsanwalt Ambrogio Cartosio. Demnach wurde das Schiff vor der Insel Lampedusa festgesetzt.

Das Schiff wurde von mehreren Motorbooten der italienischen Küstenwache zum Hafen Lampedusas eskortiert. Zwei syrische Flüchtlinge, die sich an Bord des Schiffes befanden, wurden zu einer Flüchtlingseinrichtung auf der Insel gebracht.

Keine Verbindungen

Staatsanwalt Cartosio schloss jedoch Verbindungen zwischen der NGO und Schleppern auf dem libyschen Festland aus. Er bestritt auch, dass die deutsche Organisation Geld von Schleppern kassiert haben könnte.

Schiff von NGO "Jugend Rettet" beschlagnahmt
The "Iuventa", a rescue ship run by young Dutch NGo "Jugend Rettet" (Youth Saves), sails off the Libyan coast during a rescue mission in the Mediterranean sea, on November 4, 2016. Around 750 migrants were rescued across the Mediterranean on November 3, 2016 by the Italian coast guard, a Frontex ship, a Save The Children vessel, German NGO Jugend Rettet's Iuventa and two boats run by the Malta-based MOAS (Migrant Offshore Aid Station). But at least 110 migrants are feared drowned after they were forced at gunpoint to set sail from Libya, while many more may have died in a separate shipwreck, survivors said. / AFP PHOTO / ANDREAS SOLARO
Cartosio, der seit April gegen Crewmitglieder der NGO wegen Beihilfe zur illegalen Migration ermittelt, erklärte, die Konfiszierung des Schiffes sei nicht damit in Verbindung zu bringen, dass Jugend Rettet nicht denVerhaltenskodex der italienischen Regierungzur Regelung von Rettungseinsätzen im Mittelmeer unterzeichnet habe.

"Nichts zu verbergen"

"Wir weisen all diese Anschuldigungen entschieden zurück. Wir haben nichts zu verbergen", reagierte Jugend Rettet auf Twitter auf die Anschuldigung. Die Vorwürfe, dass private Seenotretter mit Schleppern "kooperieren", sind nicht neu. Bisher wurden jedoch von der italienischen Justiz keine Schuldbeweise vorgelegt.

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Die Besatzung des Schiffes mit niederländischer Flagge wurde von der Polizei befragt. An Bord befanden sich 16 Crewmitglieder. Bei den Ermittlungen, die bereits im April aufgenommen wurden, gehe es um mögliche direkte Beziehungen zwischen Crewmitgliedern und mutmaßlichen Schleppern, berichteten italienische Medien. Der Verdacht sei von abgehörten Telefongesprächen ausgegangen.

"Jugend Rettet" hatte am Mittwoch betont, es habe sich lediglich um eine Routinekontrolle gehandelt, bei der Papiere und das Schiff "Iuventa" kontrolliert worden seien. Solche Kontrollen kommen bei den NGOs, die Migranten aus dem Mittelmeer retten, öfter vor.

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