Saudi-Arabiens Imagepolierung: Johnny Depp soll's richten

Schauspieler Johnny Depp im Dezember beim "Red Sea Film Festival" in Saudi-Arabien: Auch er hat ein Image-Problem.
Da haben sich zwei gefunden: Das saudische Königreich arbeitet an seiner Rehabilitation. Und setzt dabei auf Schauspieler Johnny Depp.

Es sei eine "unvergleichliche Bromance", eine "echte Verbindung", zitiert das Branchenmagazin Vanity Fair eine nahestehende Quelle. Die Rede ist von Johnny Depp, nach der gerichtlichen Schlammschlacht mit Ex-Frau Amber Heard verbannt aus der Traumfabrik Hollywood, und dem saudischen Kronprinz Mohammed bin Salman, kurz MBS, verstoßen vom Westen wegen der Ermordung eines Journalisten durch saudische Staatsbeamte. Doch hinter der "Bromance" der beiden "Geächteten" dürfte mehr wirtschaftliches Kalkül als reine Sympathie stecken.

Das Königreich Saudi-Arabien versucht seit Langem, neue Einnahmequellen – Sport, Tourismus, Industrie – abseits von fossilen Rohstoffen zu erschließen. Dafür feilt es an seinem Image – und nimmt viel Geld in die Hand: Mit Rekordgehältern lockte man Fußball-Stars wie Karim Benzema, Neymar oder Cristiano Ronaldo in die Wüste. 2029 will Saudi-Arabien die asiatischen Winterspiele austragen – auf Kunstschnee. Das größte Spektakel steht aber mit der Fußball-WM 2034 an.

Der saudische Kronprinz Mohammed bin Salman (MBS).

Der saudische Kronprinz Mohammed bin Salman (MBS).

MBS ist sogar bereit, die teils drakonischen Gesetze im Land zu lockern: Musik in der Öffentlichkeit wurde erlaubt, Kinos erbaut. Ende 2023 trat mit Metallica erstmals eine Heavy-Metal-Band im Königreich auf, sogar der feministische Blockbuster "Barbie" wurde gezeigt. Auch was die Einschränkungen von Frauenrechten angeht, haben sich diese (oberflächlich) leicht gelockert: Frauen wurden bestimmte Jobs erlaubt, genauso wie das Autofahren.

Teuer eingekauft in Hollywood

Nun macht sich Saudi-Arabien auch an Hollywood ran: Im Dezember des Vorjahres ließ man Sternchen wie Michelle Williams, Chris Hemsworth, Will Smith und Halle Berry zum "Red Sea Film Festival" einfliegen – für angeblich jeweils eine Million US-Dollar (910.000 Euro). Auch mit dabei: Johnny Depp, der nach dem Verlust seiner Glanzrolle als Captain Jack Sparrow im "Fluch der Karibik"-Franchise genauso Rehabilitation benötigt wie das Königreich selbst.

Schauspieler Johnny Depp im Dezember beim "Red Sea Film Festival" in Saudi-Arabien.

Schauspieler Johnny Depp im Dezember beim "Red Sea Film Festival" in Saudi-Arabien.

Sein erster Film nach dem Scheidungsprozess, das Historiendrama "Jeanne du Barry", wurde von der saudischen „Red Sea Film Foundation“ mitfinanziert. Vanity Fair zufolge verbrachte Depp im Vorjahr mehr als sieben Wochen in Saudi-Arabien, übernachtete in königlichen Palästen, reiste in Jachten durch das Land und nutzte den persönlichen Jumbojet von MBS.

Depp soll Kulturbotschafter werden

Dafür schlägt Depp die Werbetrommel an: Er habe "die kulturelle Revolution im Land aus erster Hand miterlebt, aufstrebende junge Geschichtenerzähler, frische Ideen und Werke kennengelernt." Auch über den getöteten Journalisten Jamal Khashoggi habe er mit MBS gesprochen: Der soll Depp gegenüber gesagt haben, den Mord nicht angeordnet zu haben, sondern lediglich die Verhaftung des "'abtrünnigen Agenten', der die Reformagenda des Kronprinzen untergraben wollte", zitierte Depp MBS laut Vanity Fair.

Depp könnte demnächst sogar Kulturbotschafter des Wüstenstaats werden – und dafür einen siebenstelligen Betrag kassieren.

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