Widersprüchliche Angaben über Gebiet Cherson

Widersprüchliche Angaben über Gebiet Cherson
Russlands Verteidigungsministerium hat die Einnahme des gesamten Gebiets Cherson gemeldet.

Tag 61 nach dem russischen Angriff auf die Ukraine:

UNO-Generalsekretär António Guterres ist am Dienstag in Moskau eingetroffen und traf sich zuerst mit hat sich bei seinem Treffen mit dem russischen Außenminister Sergej Lawrow. Erst dann war der oberste Kreigsherr Wladimir Putin an der Reihe. 

Guterres sprach sich für eine rasche Waffenruhe und ein Ende des Krieges in der Ukraine aus. Er habe ein Interesse daran, „alles Mögliche“ zu tun, um den Krieg und das Leiden der Menschen zu beenden, sagte er am Dienstag zum Auftakt des Treffens in Moskau. Der Krieg habe schon jetzt weltweit auch Auswirkungen auf die Preise bei Lebensmitteln und Energie, mahnte Guterres.

Widersprüchliche Angaben über Gebiet Cherson

Das russische Militär hat eigenen Angaben nach die Kontrolle über große Teile der Ost- und Südukraine erlangt. "Die russische Armee hat das gesamte Gebiet Cherson, Teile der Gebiete Charkiw, Saporischja, Mykolajiw sowie bedeutende Teile der Donezker und Luhansker Volksrepublik unter ihre Kontrolle genommen", erklärte Generaloberst Michail Misinzew vom russischen Verteidigungsministerium.

Über die vollständige Kontrolle des Gebiets Cherson gibt es widersprüchliche Angaben. Am Morgen hatte der ukrainische Militärchef der Region, Oleksandr Wilkul, noch erklärt, die Verteidigungslinie befinde sich innerhalb des Gebiets Cherson und russischen Kräften sei es nicht gelungen, diese zu durchbrechen. Von unabhängiger Seite konnten die Berichte nicht überprüft werden.

 

Charkiw weiter unter Beschuss

In der Stadt Charkiw habe ein zwölfstöckiges Haus zudem Feuer gefangen, zwei Stockwerke seien vollständig ausgebrannt, wie der Gouverneur ebenfalls über Telegram vermeldete. Auch aus dem nordostukrainischen Gebiet Sumy wurde Beschuss gemeldet. Dieser sei von russischem Territorium auf den Ort Bilopillja erfolgt, sagte der Gouverneur der Region, Dmytro Schywyzkyj. Es gebe keine Verletzten oder Schäden.

Aus Kriwij Rih, der Heimatstadt des ukrainischen Präsidenten, hieß es, dort sei der Beschuss zuletzt "wesentlich" stärker geworden. Das schrieb der örtliche Militärchef Oleksandr Wilkul in seinem Telegram-Kanal. Russische Einheiten hätten versucht, die Verteidigungslinie, die noch im Gebiet Cherson liege, zu durchbrechen. Sie seien allerdings erfolglos geblieben. Allerdings werde ein Anstieg an Flüchtlingen aus der Region Cherson verzeichnet.

Russia's attack on Ukraine continues, in Kharkiv

Krywyj Rih liegt nördlich der südukrainischen Metropole Cherson, die als erste große Stadt schon zu Beginn des Krieges von russischen Truppen besetzt wurde. In den vergangenen Wochen wurde Krywyj Rih wiederholt von Raketen getroffen. Wilkul hatte am Sonntag gesagt, die Stadt bereite sich auf einen russischen Angriff in den kommenden Tagen vor. Die Angaben konnten nicht unabhängig geprüft werden.

Russland wird nach Einschätzung des britischen Verteidigungsministeriums vermutlich versuchen, stark abgesicherte Stellungen im Osten der Ukraine zu umzingeln. In Saporischschja bereiteten sich die ukrainischen Truppen auf einen russischen Angriff vor. Südlich der Stadt Isjum tobten den britischen Angaben zufolge heftige Gefechte, und russische Truppen versuchten auf die Städte Slowiansk und Kramatorsk vorzurücken. Zudem lägen Berichte - vor, wonach die Stadt Kreminna gefallen sei.

Russland meldet Verletzte nach ukrainischen Angriffen

Russischen Behördenvertretern zufolge ist es in der Region Belgorod an der Grenze zur Ukraine erneut zu Beschuss gekommen. Dieses Mal sei das Dorf Schurawlewka getroffen worden; dabei seien mindestens zwei Personen verletzt worden, teilte der Gouverneur des Gebietes Belgorod, Wjatscheslaw Gladkow, am Montag in seinem Kanal in dem Sozialen Netzwerk Telegram mit. Die laut Behörden bereits mehrfach beschossene Region grenzt an das ukrainische Gebiet Charkiw.

Seit dem vom russischen Präsidenten Wladimir Putin am 24. Februar befohlenen Angriff Russlands auf die Ukraine kommt es in der Region Behörden zufolge immer wieder zu Zwischenfällen. Am Montag war zudem Beschuss des Dorfes Nechotejewka gemeldet worden. Dabei sollen mehrere Gebäude und ein Auto beschädigt worden sein. Berichte über verletzte Zivilisten hat es bisher allerdings selten gegeben.

Anfang April hatten den Angaben zufolge zwei ukrainische Kampfhubschrauber im Gebiet Belgorod auch ein Öllager beschossen und in Brand gesetzt. Die Ukraine hat das weder bestätigt noch dementiert. Russland hatte der Ukraine angesichts des Beschusses damit gedroht, in der Hauptstadt Kiew wieder verstärkt Kommandostellen für Raketenangriffe ins Visier zu nehmen.

Selenskij: Russland wird mit diesem Krieg nichts erreichen

Moskau wird mit seinem Angriffskrieg in der Ukraine nach Einschätzung des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskij keinen Erfolg haben. Einige Städte und Gemeinden seien bis auf die Grundmauern zerstört worden. "Aber sie haben nichts erreicht. Und sie werden nichts erreichen", sagte Selenskij in seiner abendlichen Videoansprache, die in der Nacht auf Dienstag auf Telegram veröffentlicht wurde.

Binnen zwei Monaten hätten die russische Streitkräfte mehr als 1.100 Raketen gegen die Ukraine eingesetzt, unzählige Fliegerbomben sowie Artillerie. Im Osten des Landes hätten die russischen Einheiten nicht "einen Bröselchen" Unterstützung gesehen, auf die sie so sehr gesetzt hätten. In den Städten Cherson, Kachowka, Melitopol, Enerhodar oder anderen, die von russischen Truppen eingenommen worden seien, hätten sich die Menschen den Streitkräften Russlands nicht gebeugt.

Vor zwei Monaten hatte Russland das Nachbarland Ukraine angegriffen. Teile der Ost- und Südukraine sind seitdem unter russische Kontrolle geraten. Millionen Menschen sind auf der Flucht. Die Ukraine geht inzwischen von mindestens 3.800 getöteten Zivilisten aus.

Russische Truppen beschießen Asowstal-Werk

Russische Truppen greifen das Asowstal-Werk in Mariupol mit Flugzeugen, Artillerie und Panzern an. Das sagte der ukrainische Präsidentenberater Oleksij Arestowitsch laut Ukrinform. Seinen Angaben zufolge verstoßt das russische Militär damit gegen den Befehl ihres Präsidenten Wladimir Putin, hatte dieser doch angeordnet, die Verteidiger "abzuschotten". Für die Rettung der eingeschlossen Zivilsten setzt Kiew auf die Vermittlung von UNO-Generalsekretär Antonio Guterres.

Das sagte die ukrainische Vizeregierungschefin Iryna Wereschtschuk am Montag. Guterres soll am Dienstag mit der russischen Führung in Moskau sprechen und wird am Donnerstag in Kiew erwartet. Vor der Guterres-Reise sahen die Vereinten Nationen eine Chance auf Vermittlung im Krieg. "Wir haben das Gefühl, dass es einen Moment der Gelegenheit gibt, und dies ist die Zeit, sie zu nutzen", meinte sein Sprecher Farhan Haq am Montag in New York. Er betonte allerdings auch, dass es zu früh sei, um Dinge zu versprechen. "Wenn wir vorankommen, und sei es auch nur in kleinen Schritten, bedeutet dies letztendlich viel für Zehntausende oder Hunderttausende Menschen."

Ukrainischen Angaben zufolge sollen sich auf dem Asowstal-Werksgelände rund 1.000 Zivilisten aufhalten, auch Frauen und Kinder. Aus dem Kreml hieß es, dass sich dort noch etwa 2.500 ukrainische Bewaffnete und ausländische Söldner befinden.

Am Abend warf Moskau Kiew vor, Zivilisten am Verlassen des Asowstal-Industriegeländes zu hindern. Trotz der Ankündigung einer Feuerpause habe niemand den von Russland vorgeschlagenen Fluchtkorridor genutzt, erklärte das Verteidigungsministerium. "Die Kiewer Behörden haben diese humanitäre Operation erneut auf zynische Weise untergraben."

Deutschland schickt nun doch Panzer in die Ukraine

Die deutsche Regierung will nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur nun eine Lieferung von Panzern aus Beständen der Industrie an die Ukraine erlauben. Dazu soll der Rüstungshersteller Krauss-Maffei Wegmann (KMW) grünes Licht erhalten, um technisch aufgearbeitete "Gepard"-Flugabwehrpanzer aus früheren Beständen der Bundeswehr verkaufen zu können. Eine entsprechende Entscheidung wurde nach diesen Informationen im Grundsatz getroffen. Die Panzer basieren auf dem Fahrgestell des Leopard 1 und sind mit zwei 35-Millimeter-Kanonen und Radar ausgestattet. Sie können neben Luftzielen auch Bodenziele bekämpfen. KMW verfügt über eine mittlere zweistellige Zahl dieser Panzer aus der aufgelösten Heeresflugabwehrabwehr der Bundeswehr.

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