Politisches Kalkül?
Ein Krieg im All – unabhängig davon ob nuklear oder nicht – hätte massive Folgen für die gesamte Welt. Und das nicht nur im militärischen Bereich: Flugzeuge, Navigationssysteme, Schiffe und vieles mehr verlassen sich auf Satellitensignale. Ohne sie käme es zu massivem Chaos im Alltag. Wiewohl jede Aufrüstung im All keine gute Nachricht ist, dürfte das Risiko einer Eskalation gering sein.
Eher – so wird gemutmaßt – will Turner mit dieser Nachricht Stimmung für das 60 Milliarden Dollar schwere Ukraine-Hilfspaket machen. Nachdem es den Senat nach langwieriger Diskussion passiert hatte, steht dieser Tage eine Abstimmung im Repräsentantenhaus bevor. Ein guter Teil der Republikaner ist dem gegenüber skeptisch eingestellt, allen voran Sprecher Mike Johnson.
Angst vor US-Ausstieg
Doch nicht nur in Übersee wird die Atombombe zum politischen Thema gemacht: Kremlchef Wladimir Putin droht seit Beginn des Angriffskriegs gegen die Ukraine immer wieder mit Nuklearschlägen. Europa, das sich angesichts einer möglichen Präsidentschaft Donald Trumps als wenig oder nicht verteidigungsfähig sieht, debattiert derzeit über eine „Europäische Atombombe“. 100 Atombomben haben die USA derzeit in Europa als Teil eines „nuklearen Schutzschirms“ stationiert.
Sollte Trump seine Drohungen wahr machen, blieben der Europäischen Union 290 französische Nuklearwaffen. Großbritannien verfügt über 250. Geht man davon aus, dass die NATO (mit oder ohne USA) für die Verteidigung Europas zuständig ist, sollte – zumindest auf dem Papier – für nukleare Abschreckung gesorgt sein.
Kritik an Nukleardebatte
Die Debatte, die gerade vor allem in Frankreich und Deutschland hochkocht, dreht sich allerdings darum, „unter welchen politischen und finanziellen Bedingungen Paris und London bereit wären, die eigenen strategischen Befähigungen für die kollektive Sicherheit vorzuhalten oder auszubauen“, wie kürzlich FDP-Chef Christian Lindner in der FAZ schrieb. Ausgerechnet von seiner Parteikollegin Marie-Agnes Strack-Zimmermann gab es starken Widerspruch: „Das Thema ,Atomar’ gehört nicht in der Öffentlichkeit diskutiert“, sagte sie und forderte dazu auf, sich mehr Gedanken über die Nach- und Aufrüstung der anderen Waffengattungen zu machen. Munitionsmangel, veraltetes Gerät, Personalschwierigkeiten in Angriff zu nehmen ist nicht so bildhaft zu beschreiben wie jenes eines „Nuklearen Schutzschirms“.
Allerdings steht es im vitalen Interesse aller Atommächte, Nuklearwaffen als allerletztes Mittel der Kriegsführung einzusetzen. So sieht das auch der deutsche Verteidigungsminister Boris Pistorius (SPD): „Die Nukleardebatte brauchen wir jetzt aktuell wirklich als Letztes. Das ist eine Eskalation in der Diskussion, die wir nicht brauchen“, sagte er und stellte sich damit auch gegen seine Parteigenossin Katarina Barley. Die EU-Spitzenkandidatin der deutschen Sozialdemokraten hatte das Thema „europäische Atombombe“ ebenfalls aufs Tapet gebracht.
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