Auch ein gemeinsames Positionspapier gegenüber der Volksrepublik fiel am Ende des Hiroshima-Gipfels zahnloser aus als erwartet: Letztlich fand sich nur der Wunsch nach einer „Diversifizierung“, keiner „Entkopplung“ von der chinesischen Wirtschaft im Papier wieder.
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In den Mittelpunkt
Es ist auffällig, wie offensiv britische Regierungschefs seit dem Brexit versuchen, auf dem internationalen Parkett eigenständiger aufzutreten als zuvor. Besonders deutlich wird das bei der Unterstützung der Ukraine im Krieg gegen Russland. So soll es offenbar Sunak gewesen sein, der es dem ukrainischen Präsidenten Wolodimir Selenskij ermöglicht hatte, persönlich an dem Gipfel in Hiroshima teilzunehmen.
Sunaks Vor-Vorgänger Boris Johnson hatte sein Ziel, das Vereinigte Königreich wieder als außenpolitische Führungsmacht in der Welt zu etablieren, einst unter dem Leitmotiv „Global Britain“ zusammengefasst. Was dann zunächst vor allem eine Annäherung an die USA zur Folge hatte. Doch eine Fortsetzung dieser Politik sieht die Politologin Melanie Sully nicht: „Ich sehe Sunak vor allem als Pragmatiker, nicht als Ideologen“, sagt die gebürtige Britin zum KURIER.
Dass Sunak China als Gefahr bezeichnete, liege vor allem an den ständigen Drohungen Pekings gegenüber der Insel Taiwan. „Für ihn zählt nur, welche Auswirkungen eine Eskalation für die britische Wirtschaft hätte. Und die wären im Falle einer Invasion auf Taiwan wegen der dortigen Mikrochip-Industrie enorm“, so Sully.
Auch die klare, unterstützende Haltung gegenüber der Ukraine werde von der britischen Bevölkerung genau so eingefordert. „Darüber gibt es einen Konsens im Land“, sagt Sully. „Nicht einmal die Opposition kritisiert diese Linie“.
EU oder USA?
Die britische Außenpolitik habe laut der Expertin aber seit dem Brexit mit einem grundsätzlichen Dilemma zu kämpfen, das auch Sunak bisher nicht lösen konnte.
Auf der einen Seite rückte das Königreich näher an die Vereinigten Staaten und sieht seine außenpolitische Zukunft im Pazifik. Das manifestierte sich zum Beispiel im Militärbündnis AUKUS, bei dem Großbritannien und die USA gemeinsam Australien mithilfe modernster Atom-U-Boote aufrüsten wollen. Auch hier ist es das Ziel, den Einfluss Chinas in der Region einzuschränken.
Andererseits entfremden diese Schritte Großbritannien von der EU, von der man nach wie vor wirtschaftlich abhängig ist. In Frankreich etwa, das seit Jahren einen U-Boot-Deal in Milliardenhöhe mit Australien abgeschlossen hatte, schäumt man noch heute über AUKUS. Eine Konsequenz, die man in London in Kauf nehmen würde, wären die USA als Partner nicht so unberechenbar.
„Spätestens seit dem übereiligen Abzug aus Afghanistan werden die Vereinigten Staaten nicht mehr als hundertprozentig zuverlässiger Partner angesehen. Man befürchtet mit Blick auf die kommende US-Wahl eine Rückkehr zu Trumps Isolationspolitik“, so Sully. „Deshalb sind die EU und Großbritannien geopolitisch nach wie vor nicht zu trennen.“
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