Da kristallisiert sich das kraftstrotzende China als der gefährlichste Konkurrenz zu den G7 heraus. Die USA drängen massiv darauf, sich weitestgehend von China wirtschaftlich frei zu machen. Doch die anderen sechs, allen voran Frankreichs Präsident Macron, bremsen: Lieber das Risiko minimieren anstatt sich von China zu entkoppeln, lautet die Devise in Europa.
Und was macht Peking? Es veranstaltet just dieser Tage eine Art G7-Gegengipfel. Mit dem Ziel, die zentralasiatischen Staaten Kasachstan, Kirgisistan, Tadschikistan, Turkmenistan und Usbekistan enger an sich zu binden.
Auf diese Art sichert sich das Reich der Mitte gerade in dem Moment mehr Einfluss, als einige dieser Staaten ins Visier der EU und USA genommen werden. Vor allem Kasachstan und Kirgisistan werden von Brüssel und Washington beobachtet.
In beiden Staaten, aber auch in Armenien, sind die Importe seit Beginn der russischen Invasion in der Ukraine auffällig stark gestiegen.
4.129 Prozent
So etwa erhöhten sich die Ausfuhren von Deutschland nach Kirgisistan allein heuer im Jahresvergleich um 950 Prozent. Bei Kfz und Kfz-Teilen betrug der Anstieg sogar 4.129 Prozent. Für Wirtschaftsexperten steht fest: Dabei handelt es sich um Sanktionsumgehungen. Waren, die wegen der EU-Sanktionen nicht nach Russland geliefert werden dürfen, landen eben in Drittstaaten und werden von dort weiter transportiert.
Hier will die EU einen Riegel vorschieben – und erstmals Firmen in Drittstaaten auf eine „schwarze Liste“ setzen lassen. In späterer Folge wäre sogar daran gedacht, die ganzen Länder unter Strafe zu stellen. Es wäre ein elftes EU-Sanktionspaket gegen Russland. Doch auch beim kommenden Treffen der EU-Außenminister am Montag wird es noch nicht fertig geschnürt werden, zu groß sind die Widerstände.
Die USA gehen indes weiter: Beim G7-Treffen verkündete Präsident Biden, dass 70 Unternehmen aus Russland und Drittstaaten von US-Exporten abgeschnitten werden. Immer näher rückt auch ein mögliches Importverbot russischer Diamanten – das stellte zumindest EU-Ratspräsident Michel in Aussicht. Mit dem Export von Diamanten verdient Russland jährlich vier Milliarden Euro.
F-16-Kampfflugzeuge
Russland die Mittel zum Kriegführen abgraben und die Ukraine weiter militärisch unterstützen, das sind neben der Frontstellung gegen China die Hauptbotschaften der G7. Dass am Sonntag auch noch der ukrainische Präsident Wolodimir Selenskij zum G7-Treffen dazustoßen wird, dürfte vor allem einen Grund haben: Selenskij wirbt um F-16-Kampfflugzeuge. Einige EU-Staaten, etwa Belgien und die Niederlande, wären bereit, ihre alten Maschinen der Ukraine zu übergeben.
Doch das dürfen sie erst, wenn die USA dies erlauben. Der ukrainische Staatschef dürfte in Japan also die USA um grünes Licht für die Weitergabe ihrer verkauften Kampfflieger bitten. Die Militärjets werden derzeit in 25 Ländern genutzt.
Was die G7 bei ihrem Gipfel abermals erfahren mussten: Bei ihrer Frontstellung gegen Russland und ihrem Bremsen gegenüber China ziehen die meisten Staaten des Globalen Südens nicht mit.
China aber hat in den vergangenen Jahren Koalitionen gebaut, Russland ebenso. Und so stemmen sich die G7 gegen eine Weltordnung, in der nicht sie allein die bestimmende Macht sind.
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