Reportage aus Kiew: "Mein Vater in Moskau glaubt mir nicht, dass hier Krieg ist"

Reportage aus Kiew: "Mein Vater in Moskau glaubt mir nicht, dass hier Krieg ist"
Wie hält man es aus, wenn ständig Bomben fliegen? Wenn der eigene Vater in Russland nicht an den Krieg glaubt? Drei Geschichten aus Kiew.

Der Fliegeralarm schrillt, minutenlang. „150 Hrywnja bitte“, sagt der Kassierer ungerührt. Alle kaufen weiter ein, manche schauen kurz aufs Handy. In die Luftschutzkeller geht kaum einer.

Vor genau einem Jahr, in der Nacht auf den 24. Februar, da waren die Straßen hier leer. Bomben, Schüsse, Panik, alle wollten raus aus Kiew. Jeder weiß, was er damals gemacht hat: Julia saß starr am Fenster, sah Hunderte Panzer vorbeirollen. Mykola versteckte sich im Keller, hielt seinen kleinen Sohn fest. Und Vasyl rannte, damit sie ihn nicht sehen.

Heute rennt hier keiner mehr. Die Mehrheit der Kiewer ist wieder zurückgekommen, sie arbeiten, sie bauen, die U-Bahn fährt, und selbst in den Theatern wird wieder gespielt.

Nur: Normal ist hier darum noch lange nichts.

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