Warum sich die Königsfamilie mit Charles III ändern müssen wird
Charles Philip Arthur George, Prince of Wales, Duke of Cornwall, Duke of Rothesay und Duke of Edinburgh war bei der Krönung seiner Mutter Elizabeth II. am 2. Juni 1953 in der Westminster Abbey vier Jahre alt. Er ist ab sofort König Charles III.
Auf ihn, auf die gesamte königliche Familie, kommen nun schwierige Zeiten zu. Umfragen der Organisation British Future aus dem heurigen Jahr ergaben, dass zwar immer noch 58 Prozent der Briten die Monarchie unterstützen; nur 25 Prozent würden eine Republik bevorzugen. Bei jungen Leuten allerdings, die weniger traditionsverbunden und sensibler für Themen wie die Kolonialvergangenheit Großbritanniens und des Königshauses sind, sind die Royalisten mit 40 Prozent in der Minderheit.
Experten betonten daher bereits, dass sich die Königsfamilie ändern wird müssen, wenn die Monarchie überleben soll. Der PR-Fachmann Mark Borkowski erklärte etwa, die Royals müssten sich "an eine Welt anpassen, die sich stark von der des vergangenen Jahrhunderts unterscheidet".
"Kampagne" gegen Charles?
Robert Hazell vom University College London schloss – zum Anlass der Thronfeierlichkeiten im Juni – nicht aus, dass es in der britischen Boulevardpresse nach dem Tod der Queen eine "Kampagne" gegen Charles geben wird, um ihn dazu zu bringen, seinem ältesten Sohn Prinz William die Krone zu überlassen. Der 40-Jährige steht in der Thronfolge an zweiter Stelle.
Nicht zu unterschätzen ist etwa auch der Einfluss der Netflix-Serie "The Crown", wo Charles in seiner gescheiterten Ehe mit Diana als eifersüchtig und gefühlskalt dargestellt wird.
Ob Charles in der Lage sein wird, das ehemalige Empire als formelles Staatsoberhaupt von Kanada bis Australien zusammenzuhalten, steht in den Sternen. Aber genau das liegt im Interesse der meisten Briten. Als sich im Herbst des vergangenen Jahres der Karibikstaat Barbados von der Krone lossagte, musste der Prinz of Wales als Ehrengast in Bridgetown freundliche Miene dazu machen. Die Queen war Staatsoberhaupt in 15 Ländern.
Neue Weltordnung
Der Zusammenbruch des Empires und die Einwanderung von Millionen Menschen aus den ehemaligen Kolonien haben Spuren hinterlassen. Die britische Gesellschaft ist heute diverser als zur Thronbesteigung von Elizabeth.
Doch die Idee, dass Charles zugunsten von William auf den Thron verzichtet, würde das Grundprinzip der britischen Erbmonarchie ins Wanken bringen. Deshalb wird die Thronfolge mit großer Wahrscheinlichkeit eingehalten werden: Erst nach Charles kommt der populärere William. Prinz Harry und seine Frau Meghan spielen keine Rolle, denn ihre Beliebtheitswerte waren zuletzt in Großbritannien im Keller. Nur Prinz Andrew kam noch schlechter weg.
Schlankere Monarchie
Charles, heute 73 Jahre alt, ist jedenfalls der längst dienende Kronprinz in der Geschichte. Er will die britische Monarchie nachhaltiger machen: Schlanker, kostengünstiger, seriöser, nützlicher, moderner und nicht mehr so schwergewichtig soll sie werden. Ende 2019 äußerte er die Idee, die Zahl der Full-Time-Royals, die ihr Leben mit nichts als repräsentativer Symbolik verbringen, auf acht Personen zu beschränken. Royal-Kommentatorin Victoria Arbiter, deren Vater Dickie Arbiter von 1998 bis 2000 als Pressesprecher des Königshauses fungierte, erklärt auf
nine.com.au: "Ich denke, Charles braucht eine abgespeckte Monarchie, um für künftige Generationen relevant zu bleiben. Weil die Menschen frustriert sind von den sogenannten ‚Strap-Hangers‘ – denjenigen Leuten, die von der Monarchie finanziert werden, aber nicht genug für sie tun."
Charles möchte seine Familie auch weniger angreifbar machen. Deshalb muss sein Bruder Andrew, der sich durch seine Nähe zum Sexualstraftäter Jeffrey Epstein ins totale Out geschossen hat, endlich ganz von der Bühne abtreten.
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