Aktivistin von Pussy-Riot: "Alles ist grau"

In einem offenen Brief beschreibt die Aktivistin Maria Aljokhina das Leben in Lagerhaft.

Sie ist 24 Jahre jung, Aktivistin, Mutter eines kleinen Kindes, sie schrieb Gedichte und jetzt einen Brief an die Öffentlichkeit – aus der Besserungs-Arbeitskolonie Nr. 28 in der Region Perm im Ural. Denn dort sitzt sie seit vergangenem August – zur Besserung. Weil sie in unorthodoxer Weise für den Abgang von Präsident Putin von der Staatsspitze gebetet hatte. Zusammen mit Nadezhda Tolokonnikowa, 23, und Jekaterina Samutsewitsch, 30. Alle drei wurden im August zu zwei Jahren Lagerhaft verurteilt. Samutsewitsch wurde im Oktober freigelassen.

„Alles rund herum ist grau“, schreibt Aljokhina nun in dem Brief, der von der russischen Zeitung The New Times veröffentlicht wurde. „Selbst, wenn etwas eine andere Farbe hat, hat es Elemente von Grau. Alles: Die Gebäude, Essen, der Himmel, Worte.“ Sie beschreibt den Alltag in Lagerhaft. Aufstehen um 5:30 Uhr, das Wettrennen mit 40 anderen Frauen um drei Waschbecken und zwei Toiletten. Und sie beschreibt die Hoffnungslosigkeit: „Ich werde ständig herumrennen müssen für die nächsten eineinhalb Jahre. Ich gewöhne mich an diese Dinge.“ Alles, so schreibt sie, drehe sich um das Sammeln von Plus-Punkten für eine Freilassung auf Bewährung. So werden Frauen bevorzugt, die das Gebetszimmer aufsuchen. Oder solche, die in die Bibliothek oder zum Psychologen gehen.

In der Nähwerkstatt der Anstalt arbeitet Aljokhina zwölf Sunden täglich – für einen maximalen Lohn von 1000 Rubel. Das entspricht rund 25 Euro. „Sie brauchen keine Persönlichkeiten“, schreibt sie, „sie brachen Leute, die sich an die Umstände hier gewöhnt haben.“

Nach Konflikten mit Mitgefangenen hat Aljokhina vergangenes Monat um die Verlegung in Einzelhaft gebeten. Sie werde sich nicht beugen lassen, schreibt die junge Frau. Sie schreibt: „Wir treffen die unterschiedlichsten Entscheidungen in ausweglosen Situationen.“

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