Präsidentenwahl in Kenia: Wenn ein Massai-Nomade wählen geht

Präsidentenwahl in Kenia: Wenn ein Massai-Nomade wählen geht
Kenia hat ein neues Staatsoberhaupt gewählt. Das Endergebnis wird in einigen Tagen erwartet. Die Wahlbeteiligung war geringer als erwartet.

Die Massai erkennt man an ihrer hochgewachsenen, hageren Gestalt; die Männer tragen meist rot-schwarz karierte Tücher und einen festen Holzstab in der Hand, eine Art Wanderstock. Lange bleibt das Nomadenvolk nicht an einem Ort, wandert mit der Kuhherde meist durch ganz Kenia. Doch am Dienstag versammelte man sich jeder noch so kleinen Volksschule, die kurzzeitig zu einem Wahllokal umfunktioniert wurde, um dort seine Stimme abzugeben.

Die Massai-Männer warten geduldig im Schatten unter einem Baum vor der Masurura Volksschule. Die Schlange vor der Schule ist lang. Registriert wird man mittels elektronischem Fingerabdruck; gewählt wird aber analog. Der ausgefüllte Wahlzettel wird in eine große Plastikbox geworfen.

Präsidentenwahl in Kenia: Wenn ein Massai-Nomade wählen geht

Die Massai-Männer warten geduldig im Schatten unter einem Baum vor der Masurura Volksschule.

Beim Auszählen wird zusammengeholfen: Wahlbeobachter und Freiwillige notieren die Ergebnisse, lassen sie von den anderen Anwesenden kontrollieren. Die ganze Nacht wurde bereits gezählt; dennoch dürfte das Endergebnis erst in ein paar Tagen feststehen.

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Die Kandidaten auf dem Wahlzettel.

Präsidentenwahl in Kenia: Wenn ein Massai-Nomade wählen geht

Ein Massai-Nomade in der Masurura Volksschule gibt seine Stimme ab.

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Die Registrierung erfolgt elektronisch.

Präsidentenwahl in Kenia: Wenn ein Massai-Nomade wählen geht

Die ganze Nacht über wurde bereits ausgezählt.

Präsidentenwahl in Kenia: Wenn ein Massai-Nomade wählen geht

Das Endergebnis dürfte dennoch erst in ein paar Tagen feststehen.

Präsidentenwahl in Kenia: Wenn ein Massai-Nomade wählen geht

Polizei und Militär sichern den Transport der Urnen in Nairobi.

Präsidentenwahl in Kenia: Wenn ein Massai-Nomade wählen geht

Ein erschöpfter Wahlhelfer.

Ein Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen den beiden Hauptkandidaten zeichnet sich ab: Vize-Präsident William Ruto und der langjährige Oppositionsführer Raila Odinga liegen jeweils bei rund 49 Prozent der Stimmen, wie der private Fernsehsender Citizen Television am Mittwoch berichtete. Der scheidende Präsident Uhuru Kenyatta hat sich im Voraus des Urnengangs mit seinem Stellvertreter Ruto überworfen und unterstützt nun Odinga.

Jungen fehlt die Perspektive

Die Beteiligung bei der Abstimmung am Dienstag, bei der auch das Parlament und Kommunalvertretungen gewählt wurden, war niedriger als zuletzt. Der Wahlkommission zufolge gaben etwa 60 Prozent der 22,1 Millionen Wahlberechtigten, die sich im Voraus regsitrierten mussten, ihre Stimme ab. Bei der vorherigen Wahl im Jahr 2017 lag die Wahlbeteiligung bei fast 80 Prozent.

Die Kandidaten lieferten sich im Voraus einen harten Wahlkampf: Dieser galt mit geschätzt einer Milliarde US-Dollar als der teuerste in der kenianischen Geschichte.

Wer in Kenia in die Politik will, braucht Geld. Es ist ein offenes Geheimnis, dass die Kandidaten Stimmen kaufen, indem sie für die Teilnahme an Wahlkampfveranstaltungen eine "Aufwandsentschädigung" zahlen. Das führt vor allem bei jungen Menschen zu Politikverdrossenheit: Wahlbeobachter beklagen, dass die Wählerregistrierung gerade bei jungen Menschen stark abgenommen hat. Dabei gilt Kenia mit einem Durchschnittsalter von 20 Jahren als eine sehr junge Gesellschaft.

Nach den Wahlen 2007 und 2017 hatten gewalttätige Auseinandersetzungen Kenia an den Rand eines Bürgerkriegs gebracht. Es gab Vorwürfe der Wahlmanipulation und Gewalt, Proteste und Demonstrationen; rund 1.000 Menschen sollen damals getötet, mehrere Hunderttausend geflohen sein.

Kenia hat derzeit mit wirtschaftlichen Problemen zu kämpfen: Der Schuldenberg ist immens, Lebensmittel- und Kraftstoffpreise steigen wegen des Krieges in der Ukraine. Auch der eingebrochene Tourismus während der Corona-Pandemie hat die Armut verschärft, im Norden des Landes herrscht eine der schwersten Dürren seit Aufzeichnungsbeginn.

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