Kinder protestieren mit Galgen: Streit um Wehrpflicht für Ultra-Orthodoxe

Kinder protestieren mit Galgen: Streit um Wehrpflicht für Ultra-Orthodoxe
Bis Sonntag muss die Regierung in Jerusalem ein neues Gesetz vorlegen, sonst müssen ab sofort auch die bisher frei gestellten streng gläubigen Thora-Schüler in den Wehrdienst – und in den Krieg.

In letzter Minute ließ Premier Benjamin Netanjahu eine für Dienstagfrüh einberufene Sitzung des Kabinetts „auf später“ verschieben – um doch noch die notwendige Einigung aller Parteien zu einem neuen Wehrpflichtgesetz zu erreichen: Es soll die Freistellung orthodoxer Schriftgelehrter vom Wehrdienst gesetzlich regeln.

12,9 Prozent der israelischen Bevölkerung gehören dieser Gruppe an, die ungestört dem Studium von Tora, Talmud und anderen Schriften nachgehen will. Und bisher durfte. Doch die bisherigen Minister-Erlasse und Gesetzesversuche reichen dem Obersten Gericht nicht mehr. Bis Ende März muss die Regierung ein neues Gesetz vorlegen. Sonst müssen ab ersten April auch bislang freigestellte Studenten zum Armeedienst.

Die Proteste dagegen sind von orthodoxer Seite aus massiv - so wie immer, wenn der Wehrdienst für sie angedacht wird. Am 20. März wurden unter anderem Kinder mit Galgen zum Protest geschickt.

Eine Zerreißprobe für die Regierungskoalition: Netanjahus treueste Verbündete, die orthodoxen Parteien, wollen die Koalition verlassen, sollten in Zukunft Schriftgelehrte doch einberufen werden.

Als das Koalitionsabkommen im Dezember 2022 eine gesetzliche Freistellung frommer Studenten vereinbarte, hatte noch keiner der zukünftigen Minister ein Problem damit. Seit dem Hamas-Überfall im Oktober 2023 aber befindet sich Israel im Krieg. Das Thema Wehrpflicht, das seit der Staatsgründung die israelische Gesellschaft belastet, wurde zum Spaltthema.

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