Gemeinsames Ziel
Friedensschwärmern hat der „neue Nahe Osten“ wenig zu bieten. Vielmehr geht es um knallharte Interessen. Stimmen sie überein, werden sie gemeinsam verfolgt. Kommt es zu Widersprüchen, müssen diese geklärt werden. Diskret. Letztlich bleibt das gemeinsame Ziel: Eine iranische Vorherrschaft in der Region muss verhindert werden.
Für die arabischen Staaten sind die Beziehungen mit Israel wichtig. Wobei Israel nicht das Vakuum füllen kann, das Schritt für Schritt mit dem Abbau der US-Präsenz in Nahost entsteht. Schon 2015 war das Wiener Nuklear-Abkommen für die Golfstaaten wie für Israel ein herber Rückschlag. Israels damaliger Premier Netanjahu hielt mit scharfer Kritik nicht zurück: „Ein Abkommen, das jemandem den Weg zu unserer Vernichtung frei macht, wird uns nicht binden.“ Die Golfstaaten versuchten dagegen, das Bestmögliche für sich herauszuholen. Militärische Aktionen, mit denen Netanjahu drohte, werden in den Golfstaaten als unrealistisch eingestuft.
Zurzeit stocken die Verhandlungen zu einer Neuauflage des Abkommens. Israels neuer Premier Naftali Bennett hofft daher auf ein Umdenken in Washington und London. Doch mehr als verstärkte Sanktionen gegen den Iran sind auch diesmal nicht zu erwarten. Die Drohungen mit militärischen Maßnahmen bleiben leer.
Da können die weiter offenen diplomatischen Kanäle der arabischen Golf-Anrainer für alle von Nutzen sein. Am Golf glaubt noch niemand daran, dass Teheran die Verhandlungen scheitern lässt. Schickt der Iran Unterhändler, haben diese ein Ziel. Um mehr Uran anzureichern, wären die Verhandlungen in Wien überflüssig.
Kaum beachtet, haben Kontakte der Golfstaaten in Syrien Wirkung gezeigt. Der Rauswurf des Kommandeurs der iranischen Al-Quds-Truppen in Syrien signalisiert den Widerstand des syrischen Präsidenten gegen Versuche Teherans, Syriens Unabhängigkeit einzuschränken. Wobei Assad indirekt auch Israels Unterstützung erhält. Zwar kommt es seit Jahren zu israelischen Luftangriffen auf Ziele in Syrien, doch nur auf Einrichtungen der iranischen Truppen oder deren nicht-syrische Verbündete. Schon Netanjahu lehnte es ab, direkte Angriffe gegen die Syrische Armee durchzuführen: Besser ein schwacher Assad als ein starker Islamistischer Staat.
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