Johnson bat auch um striktere Befolgung des seit letzter Woche geltenden dritten englischen Lockdowns, Experten warnen vor Verstößen und fordern neue Beschränkungen, etwa die Schließung von Kindergärten oder die Ausweitung der Maskenpflicht.
Englands Chefmediziner Chris Whitty stieß in einem BBC-Interview am Montag nach: Mehr als 30.700 Spitalsbetten seien mit Corona-Kranken belegt, weit mehr als die 18.000 am Höhepunkt der ersten Welle. In London, wo Bürgermeister Sadiq Khan angesichts weiter steigender Fallzahlen vor dem Wochenende den Notstand ausrief, habe bereits jeder dreißigste das Virus, im ganzen Land jeder fünfzigste. „Die nächsten Wochen werden die schlimmsten“, warnte Whitty. Das nationale Gesundheitssystem NHS stehe vor seinem „gefährlichsten Punkt“.
Tatsächlich ächzt es unter der Krise. Manche Patienten müssen Berichten zufolge bis zu neun Stunden in Krankenwägen auf Spitalseinlass warten. Laut Daily Telegraph behandeln Krankenhäuser wegen Corona weniger als die Hälfte der sonst üblichen Krebspatienten, und es fallen bereits dreimal so viele Mitglieder des Gesundheitspersonals krank aus als sonst zu dieser Jahreszeit.
Wegen Überlastung wurde laut BBC auch in einem ehemaligen Militärspital in Surrey eine Notfalls-Leichenhalle für 200 Tote eingerichtet. Weitere sollen folgen.
Johnsons große Hoffnung ist die Ausweitung des Impfprogramms. Sieben Massenimpfstellen in England, darunter im Londoner Kongresszentrum Excel, in einem Fußball-Stadion in Bristol, einem Tenniscenter in Manchester und bei einer Pferderennbahn in Surrey, öffneten am Montag, vorerst für über-80-Jährige. In den Zentren sollen 12 Stunden pro Tag bis zu vier Stiche pro Minute verteilt werden, aber die Regierung ist bereit, auf 24-Stunden Betrieb aufzurüsten, wenn genug Vakzin vorhanden ist. Die Armee hilft mit Logistik.
Bisher haben zwei Millionen zumindest ihren ersten Pieks bekommen, so auch Queen Elizabeth II. und Prince Philip am Samstag. Laut Gesundheitsminister Matt Hancock soll die Impfrate von 200.000 pro Tag auf 2 Millionen pro Woche steigen, um den etwa 14 Millionen verwundbarsten Menschen im Land bis Mitte Februar zumindest ihre erste Dosis zu verpassen. Bis Herbst soll die Impfung allen Erwachsenen angeboten werden. georg Szalai, London
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