Britische und südafrikanische Virusmutation auch in Österreich entdeckt

Naghme Kamaleyan-Schmied
Lockdown bis 24. Jänner verlängert. Regierung gibt wegen neuer Mutation von Virus aber keine Garantien mehr ab. Fünf Fälle wurden entdeckt, darunter drei Kinder.

Die Ereignisse überschlugen sich am Montag: Erst zog die Regierung ihre Gesetzesnovelle zum Freitesten zurück, dann kündigte Gesundheitsminister Rudolf Anschober einen neuen Anlauf für ein Gesetz an und will mit der Opposition kooperieren. Diese hatte die Novelle ja blockieren wollen, weil zu viele Punkte noch unklar waren.

Die Opposition wollte ihm keinen "Blankoschein" ausstellen, und ebenso wenig stellt Anschober nun eine "Blanko-Garantie" dafür aus, wie es nach dem 24. Jänner, dem geplanten Lockdown-Ende, weitergeht. 

 

Denn noch ein Ereignis kam am Montag dazu: Virusmutationen, die sich bereits weltweit verbreiten, sind auch in Österreich angekommen. Vier Fälle der britischen Mutation und ein Fall der südafrikanischen Mutation wurden nachgewiesen.

Virus-Mutation nun auch in Österreich

In Österreich seien die Infektionszahlen nach den Feiertagen leicht erhöht, sagte Anschober bei einer Pressekonferenz am Montagnachmittag. Die Zahlen müssten "drastisch" reduziert werden, das Ziel seien weniger als 1.000 positive Tests pro Tag. Derzeit liegt man bei ca. 1.600. 

Die ersten Monate in diesem Jahr werden "schwierige", sagte Anschober. Es gebe in Europa eine "sehr verbreitete Sorge" wegen einer Mutation des Virus aus Großbritannien. Erste Berichte gab es am 21. Dezember, Österreich habe daraufhin zunächst ein Landeverbot für Flieger aus Großbritannien und später auch aus Südafrika verhängt. 

In 32 Ländern weltweit wurden bereits Fälle nachgewiesen, unter anderem auch in Österreich. 

Um eine weitere Ausbreitung bzw. ein weiteres Einschleppen des britischen Virus zu vermeiden, werde es weiter strikte Einreisebeschränkungen und Kontrollen geben, betonte Anschober. 

Corona-Mutation auch in Österreich: Drei Maßnahmen gegenzusteuern

Vier aus Großbritannien, eine aus Südafrika

Die Gesundheitsagentur Ages hat 388 Test-Sequenzierungen gemacht, und davon einen Stamm gefunden, der der südafrikanischen Variante entspricht, sagte Franz Allerberger von der Ages. 

Und zwar bei einer 30-jährigen Österreicherin, die am 6. Dezember von einem Urlaub aus Südafrika zurückgekommen ist. Sie sei in Heimquarantäne und wohlauf. 

Zudem wurden vier Fälle der britischen Variante wurden entdeckt. Darunter ein Österreicher, der mit einer der letzten Flieger aus Großbritannien gekommen sei. Er wurde bei der Ankunft positiv getestet und begab sich bei seiner Schwester in Heimquarantäne. 

Ein weiterer Fall ist eine 12-jährige Österreicherin, die bereits am 18. Dezember eingereist ist. Sie hatte Schnupfen, ihre Mutter ließ sie testen. 

Zwei weitere Fälle sind zwei Kinder aus der Slowakei, die am Flughafen getestet und sofort isoliert wurden. 

Franz Allerberger über die entdeckten Fälle

"Britische Variante ist infektiöser"

Andreas Bergthaler, Wissenschafter der MedUni Wien, erklärte, dass unklar sei, wie weit die Mutationen wirklich verbreitet sind. Es seien hunderte Sequenzierungen in verschiedenen Bundesländern durchgeführt worden - unter anderem mit Proben aus Kläranlage. Aber mehr als diese fünf Fälle fand man dabei nicht. 

Ages-Experte Allerberger lobt in diesem Zusammenhang das Contact Tracing am Flughafen: Bei den bisher bekannten Fällen sei das Virus nicht auf andere übertragen worden. Alle vier Personen mit der britischen Variante seien zudem derzeit nicht in Österreich. Die slowakischen Kinder seien mit ihrem Vater sofort wieder zurück in die Slowakei gereist. 

Ob es nun neue, spezielle Maßnahmen brauche? Anschober sprach von einem "Lichtkegel", der breiter werden müsse - je mehr man über die Mutation wisse, desto besser. Die Sequenzierungsarbeiten müssten massiv ausgeweitet werden. 

Bergthaler ergänzte: "Wir wissen nach britischen Berechnungen, dass die Variante infektiöser ist. Es sind aber keine veränderten Krankheitsverläufe bekannt." Analysen hätten gezeigt, dass möglicherweise vermehrt jüngere Altersgruppen betroffen seien - das könnten aber auch Zufälle sein. Die Situation sei sehr dynamisch. 

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