Vom Komiker zum EU-Parlamentarier: "Habe es irgendwie ausgehalten"

 Nico Semsrott wurde durch die ZDF-Satiresendung „heute-show“  bekannt, an der er bis 2019 mitwirkte. 2021 wechselte er zur grünen EU-Fraktion. 
Der Deutsche Nico Semsrott rechnet mit seinen fünf Jahren als Vertreter der Satirepartei "Die PARTEI" in Brüssel ab und ist froh, wenn sie vorbei sind.

Andere EU-Parlamentarier schreiben Bücher darüber, was sie im Laufe ihrer Karriere alles erreicht haben. Nico Semsrott hat eins darüber veröffentlicht, wie er gescheitert ist. Der Titel ist eine bezeichnende Anspielung: „Brüssel sehen und sterben“

Der Hamburger ist „aus Versehen“ im EU-Parlament gelandet, wie er sagt: 2019 ist der selbst ernannte „traurigste Komiker der Welt“ für die Satirepartei „Die PARTEI“ eingezogen.

Nochmal antreten? "Auf gar keinen Fall!"

Fünf Jahre später hat er mit deren Vorsitzenden Martin Sonneborn gebrochen und scheint das Ende seiner Amtszeit gar nicht mehr erwarten zu können. Nochmal antreten? „Auf gar keinen Fall!“, so der 38-Jährige, der sein Markenzeichen, den schwarzen Kapuzenpulli, auch fürs EU-Parlament nicht abgelegt hat - und dafür offenbar auch mal vom ÖVP-Abgeordneten Othmar Karas gerügt wurde, wie er erzählt.

Im Buch, in Videos und auf Bühnen lässt er seine Zeit als Politiker nun Revue passieren. Das Europaparlament bezeichnet er als einen "schlechten Witz", Korruption werde dort meistens belohnt und Steuergeld verschwendet. 

Sein größter Erfolg der letzten Jahre sei es gewesen, wieder aus dem Bett gekommen zu sein und über all das zu reden: Semsrott ist an Depressionen erkrankt. Wie es für ihn nach dem Ausscheiden aus der Politik weitergeht, weiß er noch nicht - und freut sich darüber.

Der KURIER hat den außergewöhnlichen Abgeordneten in Wien getroffen. 

KURIER: Herr Semsrott, Sie kritisieren das EU-Parlament sehr scharf. Was stört Sie am meisten? 

Nico Semsrott: Was ich mache, ist keine EU-Kritik, sondern eine Machtkritik. Wäre ich im Nationalrat, würde ich den auch kritisieren. Das EU-Parlament ist intransparent und erklärt schlecht, was es macht. Seine größte Schwäche ist aber, dass es nicht mächtig genug ist. Ich würde dem EU-Parlament Initiativrecht, also Gestaltungsmacht, geben. Derzeit darf es bei der Gesetzgebung mitmachen, aber nichts selbst auf den Weg bringen.

Verstärken Sie mit einigen Ihrer Aussagen nicht das ohnehin schon starke Desinteresse an der EU und diverse Austrittswünsche?

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