Vor- und Nachteile
Heute ist Peter-Hansen 24. Ihr junges Alter sieht sie für ihre Arbeit als Fluch und Segen zugleich: „Nach der Wahl hatte ich als die Jüngste einen Vorteil, weil das die Medien interessiert hat. Was die Gesetzgebung angeht, ist es ein Nachteil, weil mir gern gesagt wird: Du bist so jung, du hast keine Erfahrung.“ Ältere Kollegen würden sie als junge Frau anders behandeln: „Es wird besser, aber die junge Frau entspricht noch immer nicht dem typischen Bild des Politikers.“
Dass man als junge Abgeordnete besonders laut sein muss, veranschaulichte ihr eines ihrer ersten Meetings. Ein Kollege unterbrach sie, während sie sprach: „Er hat mich darauf hingewiesen, dass ich lauter sprechen soll. Die anderen seien alle älter als ich, und mit meiner leisen Stimme könnten sie mich nicht verstehen“, erinnert Peter-Hansen sich. Es seien aber nicht nur die Kollegen: „Auch Sicherheitskräfte am Eingang kontrollieren mich strenger, weil ich jung bin.“
Junge mehr einbeziehen
Was das Einbeziehen junger Menschen in die EU-Politik betrifft, sieht Peter-Hansen noch viel Luft nach oben: „2022 ist das Jahr der Europäischen Jugend. Die EU-Kommission versucht also, sich als offen für junge Leute darzustellen. Alle sprechen von mehr Jugendbeteiligung, aber umgesetzt wurde das noch nicht.“
Repräsentation sei das beste Mittel, um Europas Jugend abholen zu können – eine „Jugend, die mehr erreichen will“, wie Peter-Hansen im Vorwort des kürzlich erschienen Buches „Unter 30!“ schreibt, in dem 30 junge Europäer sich Gedanken über die Zukunft der EU machen. „Meine Generation hat so viele Visionen. Wir wollen etwa nicht nur die Klimakrise bewältigen, sondern in Harmonie mit dem Planeten leben. Wir wollen Verantwortung übernehmen“, sagt sie.
Psychische Probleme
Im Buch thematisiert die Politikerin auch das Thema mentale Gesundheit und berichtet, selbst in Therapie zu sein. Damit ist sie nicht allein – viele junge Menschen sprechen heute offen über psychische Probleme. Für Peter-Hansen ergibt das Sinn: „Diese Generation bricht mit Tabus. Wir erkennen unsere eigenen Probleme und statt sie wie unsere Eltern totzuschweigen, sprechen wir sie aus.“ Wie kann Politik die mentale Gesundheit junger Menschen verbessern? „Es wäre wichtig, gute Arbeitsbedingungen zu schaffen.“ Stress im Job, unfreundliche Chefs und schlechte Bezahlung seien alles Gründe für psychische Probleme junger Menschen.
Auch die Klimakrise bedrücke sie und viele andere in ihrem Alter enorm. Dass so viele EU-Politiker nach wie vor häufig zwischen den beiden Institutionsstandorten Brüssel und Straßburg hin- und herfliegen, sieht sie nicht ein und hält die zwei Standorte neben dem Umweltaspekt für eine Verschwendung von Zeit und Geld. Sie selbst fährt sogar die 14-Stunden-Strecke von Brüssel nach Kopenhagen regelmäßig mit dem Zug.
Ihr größter Wunsch für Europa? „Dass wir die Klimakrise bewältigen.“
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