Nehammer bei Macron: Boxen ist nicht ihre einzige Gemeinsamkeit

Nehammer bei Macron: Boxen ist nicht ihre einzige Gemeinsamkeit
Gute Stimmung beim Arbeitsbesuch des österreichischen Kanzlers im Zentrum der französischen Macht.

Im prächtigen Ambiente des Elysee-Palastes, unter einem blau-weiß-roten Glasdach und einem üppigen Kristallluster wird klar, dass Hausherr Emmanuel Macron und sein Gast vieles gemeinsam haben. Beide lieben das Boxen, der französische Präsident und Bundeskanzler Karl Nehammer.

Und so überraschte der „liebe Karl“, wie ihn Macron am Donnerstag herzlich in Paris begrüßte, mit einem besonderen Mitbringsel: einem Paar Boxhandschuhe – in 12-Unzen-Größe, wie sie beim olympischen Boxen verwendet werden. Eine Anspielung nicht nur auf die bevorstehenden Olympischen Spiele in der französischen Hauptstadt, sondern auch auf jenes Foto, auf dem sich Macron vor kurzem beim Boxtraining und mit gewaltigem Bizeps hatte ablichten lassen.

Bodentruppen-Sager

Die Stimmung ist gut beim nur wenige Stunden dauernden Arbeitsbesuch des österreichischen Kanzlers im Zentrum der französischen Macht. Erst vor rund einem Monat war er zu einem Ukraine-Sondergipfel nach Paris gereist. Und erst als der österreichische Kanzler sowie alle anderen Gipfelgäste bereits auf dem Heimweg waren, hatte Macron die Bombe platzen lassen: Er wolle Bodentruppen für die Ukraine nicht gänzlich ausschließen, sagte er. Worauf Moskau sofort wieder mit Drohungen antwortete und alle anderen europäischen Politiker sowie NATO-Chef Jens Stoltenberg klipp und klar sagten: unvorstellbar, das werde nicht passieren. Würde Nehammer also Macrons Ankündigung ansprechen, ihm gar widersprechen? „Jede Nation kann für sich entscheiden, wie sie vorgeht“, sagte der Kanzler, „wir haben eine andere Position, wir sind ein militärisch neutrales Land.“

Macron propagiert eine harte Linie gegen Russland

Beide, Nehammer und Macron, haben unmittelbar nach Beginn der russischen Invasion in der Ukraine mit Kremlchef Putin telefoniert. Haben gehofft, ihn einbremsen, ihn auf einen Friedensweg hinleiten zu können. Heute vertritt der französische Präsident die viel härtere Linie gegenüber Moskau: „Wir werden alles tun, was notwendig ist, damit Russland diesen Krieg nicht gewinnen kann“, wiederholt er immer wieder.

Der Bundeskanzler hat den Frieden im Auge

Nehammer hingegen betont die „österreichische Position“, nämlich die Notwendigkeit, „einen Friedenspfad einzugehen, wie ihn der ukrainische Präsident Selenskij vorgeschlagen hat“. Notwendig seien dafür aber, so Nehammer, „viel mehr Verbündete. Wir müssen die BRICS-Staaten auf unsere Seite holen.“ Dass Macron kürzlich Brasiliens Präsidenten Lula besucht habe, sei auch in diesem Licht zu sehen und eine „gut Idee gewesen“. 
 

Keine Fragen

Journalistenfragen lässt Macron bei einer gemeinsamen Pressekonferenz mit dem Bundeskanzler nicht zu. Hier exerziert der französische Präsident knapp, klar und konzise im Eiltempo durch, worum es ihm im Gespräch mit Nehammer und überhaupt geht: Die europäische Verteidigung muss gestärkt werden, die europäische Rüstung vorangetrieben und die Kooperationen gestärkt werden. So etwa wird die französische Armee mit halbautomatischen österreichischen Glockpistolen ausgestattet. Österreichs Flugabwehrsystem wird wiederum mi französischen Mistral-Raketen bestückt. 
 

Unterschiede gibt es bei der Haltung zu Gaza

Weniger Gemeinsamkeiten gibt es zwischen Österreichs und Frankreichs Haltung im Gazakrieg. Während sich die Regierung in Wien klar auf Seiten Israels positioniert und darauf beharrt, dass der Krieg sofort enden würde, wenn nur die Terrorgruppe Hamas aufgeben würde, pocht Paris auf einen sofortigen Waffenstillstand.

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