Kein Strom, keine Nahrung, kein Wasser: Wie es den Menschen in Gaza geht

Eine weinende Frau und ein Mann, der ein kleines Kind durch einen zerstörten Ort im Gazastreifen trägt
Israel schneidet den Gazastreifen von der Versorgung ab. Durch Vergeltungsschläge sind 123.000 Menschen auf der Flucht.

Israel schlägt nach der Hamas-Terrorattacke auf sein Territorium und auf seine Bevölkerung mit voller Härte zurück – nicht nur militärisch: Am Montag ordnete Israels Verteidigungsminister Yoav Gallant eine totale Blockade des Gazastreifens an.

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Demnach soll das von der Hamas kontrollierte Gebiet „keinen Strom, keine Nahrungsmittel, keinen Treibstoff“ mehr erhalten. Gestoppt wurde laut Infrastrukturminister Israel Katz mit sofortiger Wirkung auch die Wasserversorgung.

Die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch hatte bereits im Vorfeld vor Restriktionen gegen die Zivilbevölkerung gewarnt. Diese würden ein Kriegsverbrechen darstellen.

128.000 Palästinenser auf der Flucht

Die Flucht nach außen ist jedenfalls unmöglich. Wie die UNO berichtet, sind im Zuge israelischer Gegenangriffe bereits mehr als 123.000 Palästinenser innerhalb des Gazastreifens auf der Flucht. Die Streitkräfte hätten Wohnhäuser unter Beschuss genommen, die Menschen seien aus Angst geflüchtet oder weil ihre Häuser zerstört wurden.

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Laut Ministerium für öffentliche Bauten und Wohnen in Gaza sind 159 Wohneinheiten zerstört und 1.210 schwer beschädigt. Die Wasser-, Sanitär- und Gesundheitsinfrastruktur für mehr als 400.000 Menschen soll zumindest beschädigt sein.

Zehntausende Menschen suchen angesichts anhaltender Angriffe Schutz in Schulen. Mit seinem Sohn auf dem Arm beschreibt Eid al-Attar im Interview mit der New York Times die Luftangriffe: „Was uns zur Flucht zwang, war die Intensität der Bombardierung, die mit nichts in der Vergangenheit vergleichbar war. Die Bombardierung verschonte keinen Baum, kein Haus und keine Person. Sie traf alle.“

Opferzahl steigt rasch

Inmitten der Trümmer von Gaza-Stadt berichtet ein Einwohner, man habe sich zwar „an das Hämmern, die Explosionen und den Schrecken sowie die Angst in den Augen unserer Kinder gewöhnt“, aber das Ausmaß sei neu. Erwartet habe niemand den Hamas-Angriff auf Israel in dieser Heftigkeit.

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Laut palästinensischen Behörden in Gaza wurden bisher mehr als 500 Tote und 2.750 Verletzte registriert.

Seit der gewaltsamen Machtübernahme durch die radikal-islamistische Hamas 2007 ist der Gazastreifen von der Außenwelt abgeschnitten. Israel kontrolliert die Landes- und Seegrenzen sowie den Luftraum, Personen- und Warenverkehr sind massiv eingeschränkt. 2,4 Millionen Menschen leben dicht an dicht auf einem Gebiet, das kleiner ist als die Fläche Wiens.

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