14 Hamas-Geiseln und 42 palästinensische Gefangene sollen freikommen
Im Rahmen der viertägigen Feuerpause im Gaza-Krieg sollen am Samstag weitere von der islamistischen Terrororganisation Hamas festgehaltene Geiseln freikommen. Ägyptischen Sicherheitskreisen zufolge hat die Palästinenserorganisation eine Liste von 14 israelischen Frauen und Kindern übermittelt. Details zum Zeitpunkt stünden noch nicht fest. Das Büro des israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu teilte mit, die Liste werde von Sicherheitsbehörden geprüft.
Zur Zahl oder weiteren Details äußerte sich das Büro nicht. Nach Angaben israelischer Strafvollzugsbehörden wird im Gegenzug die Freilassung von 42 palästinensischen Gefangenen vorbereitet.
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Am zweiten Tag der Feuerpause wurden auch immer mehr Hilfsgüter in den Gazastreifen gebracht. Samstagfrüh passierten vier Lkw mit Treibstoff von Ägypten aus den Grenzübergang Rafah in den Gazastreifen. Auf weiteren vier Lastwagen waren Gasflaschen, die zum Kochen benötigt werden, geladen. Laut dem israelischen Verteidigungsministerium wurden 50 Lkw mit Nahrungsmitteln, Wasser und Medizinbedarf sowie Ausrüstung für Unterkünfte in den Norden des Gazastreifens geschickt. Bereits am Freitag waren nach Angaben des palästinensischen Roten Halbmondes 196 Lastwagen mit Hilfsgütern in den Gazastreifen gefahren. Hilfsorganisationen nutzten die Feuerpause auch, um Verletzte und medizinisches Personal in Sicherheit zu bringen.
Am Freitag, dem ersten Tag der Feuerpause zwischen Israel und der Hamas, waren insgesamt 24 Menschen freigelassen worden. Im Gegenzug wurden 39 palästinensische Frauen und Teenager aus israelischen Gefängnissen entlassen, wie das zwischen den Kriegsparteien als Vermittler fungierende Emirat Katar mitteilte. Die Hamas hatte bei ihrem Angriff auf Israel am 7. Oktober etwa 240 Menschen in den Gazastreifen verschleppt.
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Bis zu 50 Geiseln und 150 Gefangene sollen freikommen
Die israelischen Geiseln, darunter vier, die auch die deutsche Staatsangehörigkeit haben, wurden über den Grenzübergang Rafah nach Ägypten und dann nach Israel gebracht. Es handelte es sich um vier kleinere Kinder und ihre Mütter und fünf ältere Frauen. Auch zehn thailändische Landarbeiter und ein Philippiner kamen frei. Nach ersten Untersuchungen sind die Geiseln den Gesundheitsbehörden zufolge körperlich in guter Verfassung.
Die Vereinbarung zwischen Israel und der Hamas sieht vor, dass während der zunächst viertägigen Feuerpause insgesamt 50 Geiseln sowie 150 palästinensische Gefangene freikommen. Die Freilassung der Thailänder war einem Insider zufolge nicht Teil der Waffenruhe-Vereinbarung, sondern wurde unabhängig davon ausgehandelt - ebenfalls unter Vermittlung Katars sowie Ägyptens.
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Obwohl beide Seiten erklärt haben, dass sie die Kämpfe nach dem Ende der Feuerpause wieder aufnehmen wollen, sieht US-Präsident Joe Biden eine echte Chance, sie zu verlängern. Die gegenwärtige Waffenruhe sei eine wichtige Gelegenheit, um humanitäre Hilfe in den Gazastreifen zu bringen. Wie lange der Krieg jedoch dauern werde, wisse er nicht.
Katar besucht Israel
Am Samstag war eine Delegation aus Katar zu Gast in Israel. Das bestätigte ein Diplomat, der über den Besuch informiert wurde, der Deutschen Presse-Agentur. Die am Samstag eingetroffene Delegation sei Teil des katarischen "Einsatzteams" zum laufenden Krieg in Gaza. Katar hat die derzeit geltende Feuerpause zwischen Israel und der islamistischen Terrororganisation Hamas vermittelt.
Über ein Abkommen mit einem langfristigen Waffenstillstand zu sprechen, sei noch zu früh, sagte Majid al-Ansari, Sprecher des katarischen Außenministeriums. Die Arbeit fange dabei erst an. "Wir müssen Schwung aufbauen, um vertrauensbildende Maßnahmen auf beiden Seiten zu bekommen", sagte Al-Ansari. Diese müssten zu "ernsthaften Diskussionen über einen nachhaltigen Waffenstillstand zwischen beiden Seiten" führen. Die Aussagen von Seiten der Hamas wie auch von Israel erweckten aber nicht den Eindruck, dass es für solche Gespräche derzeit Raum gebe.
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Katar bemüht sich wie Ägypten um Vermittlung im seit Oktober laufenden Gaza-Krieg. "Dies ist der erste Funken Hoffnung am Ende des Tunnels in diesem Konflikt", sagte Al-Ansari. "Es ist natürlich sehr schwierig, in Feierlaune zu sein mit den Rahmenbedingungen dieses Konflikts und dem bisher gesehenen Ausmaß an Tod und Zerstörung."
Dass Katar jetzt - wie schon nach der Machtübernahme durch die Taliban in Afghanistan 2021 - wieder als Vermittler gefragt ist, hat mit seinen Beziehungen zu islamistischen Gruppierungen auf der einen und westlichen Staaten auf der anderen Seite zu tun. Die Beziehungen des Golfstaats zur Hamas reichen bis in die 1990er-Jahre zurück.
Seit Kriegsbeginn arbeite das Team in Katar "rund um die Uhr", um eine Feuerpause und die Freilassung von Geiseln zu erwirken, sagte Al-Ansari. Teil davon seien "viele schlaflose Nächte, Wochen ohne Wochenende und Arbeit Tag und Nacht" - auch für den direkt beteiligten Ministerpräsidenten und Außenminister Katars, Mohammed bin Abdulrahman Al Thani. Er sei teilweise bis 2 Uhr Früh mit dem Team in Kontakt und schicke seine ersten Updates des Tages dann schon wieder ab 4 Uhr früh, hob der Sprecher hervor.
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