Russische Luftwaffe: Viel Aufwand, wenig Ertrag

Russische Luftwaffe: Viel Aufwand, wenig Ertrag
Obwohl die Russen bis zu 100 Einsätze am Tag fliegen, würde sich der militärische Erfolg in Grenzen halten, so der britische Geheimdienst.

Die russische Luftwaffe erzielt nach britischer Einschätzung im Angriffskrieg gegen die Ukraine trotz großen Aufwands nur geringe Erfolge.

Während des Sommers sei die Luftwaffe mehr als 100 Einsätze pro Tag geflogen, teilte das Verteidigungsministerium in London am Montag mit.

"Diese beschränkten sich jedoch aufgrund der Bedrohung durch die ukrainische Luftabwehr fast immer auf Einsätze über russisch kontrolliertem Gebiet."

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Russland versuche, dieses Problem zu lösen, indem zunehmend sogenannte Freifallbomben mit Gleitaufsätzen zur Verlängerung der Reichweite eingesetzt würden. Diese Bomben könnten viele Kilometer vom Ziel entfernt von Flugzeugen abgeworfen werden, aber hätten noch nicht dauerhaft ihre Genauigkeit bewiesen, hieß es in London weiter.

"Zu Beginn der Gegenoffensive der Ukraine im Süden ab Juni 2023 waren russische Kampfhubschrauber sehr wirksam", kommentierte das britische Ministerium weiter.

Doch habe es Russland zuletzt offenbar nicht geschafft, im Süden eine effektive taktische Luftwaffe aufzubauen.

Ukrainische Luftwaffe flog mehr als 14.000 Kampfeinsätze

Am Tag der Luftwaffe der ukrainischen Streitkräfte hat Präsident Wolodymyr Selenskij den Luftstreitkräften des Landes gratuliert. Die Piloten hätten seit dem Beginn des russischen Angriffskrieges mehr als 14.000 Kampfeinsätze geflogen, schrieb Selenskij am Sonntag bei Telegram.

Auf dazu geteilten Bildern und Videos ist zu sehen, wie der Präsident auf einem unbekannten Luftwaffenstützpunkt auf einen am Kampfflugzeug befestigten mutmaßlich französischen Marschflugkörper vom Typ Scalp/EG „Ruhm der Ukraine“ schreibt und diesen signiert.

Die Bezeichnung des Raketentyps ist in den Farben der französischen Flagge auf den Marschflugkörper aufgedruckt, daneben ist zudem ein Eiffelturm zu erkennen. Scalp/EG ist die französische Bezeichnung für die gemeinsam mit Großbritannien entwickelten Marschflugkörper vom Typ Storm Shadow.

Nachdem der französische Präsident Emmanuel Macron die Lieferung der Waffen auf dem Nato-Gipfel in Vilnius im Juli angekündigt hatte, sehen ukrainische Medien nun die Lieferung dieser Marschflugkörper mit einer Reichweite von mehr als 250 Kilometern durch Frankreich als erwiesen an.

London hatte bereits im Mai die Lieferung von Storm Shadow an Kiew bestätigt.

Schwere Nacht für Cherson

In der südukrainischen Stadt Cherson ist nach Angaben Kiews bei russischem Beschuss eine Frau getötet worden. Der Leiter des ukrainischen Präsidialamtes, Andrij Jermak, veröffentlichte am Montag ein Foto eines in Flammen stehenden Hauses in Cherson.

In dem neungeschossigen Wohnhaus sei eine Frau getötet worden, zwei Feuerwehrmänner hätten einen Hitzschlag erlitten, teilte er mit.

Von einer schweren Nacht für Cherson sprach der Militärgouverneur des Gebiets, Olexander Prokudin. Die russische Armee habe die Häuser im Zentrum von Cherson unter Feuer genommen. Mehrere Bürger seien verletzt worden. Russland hält den größten Teil des Gebietes besetzt und beschießt von dort aus immer wieder das im vergangenen Jahr von ukrainischen Truppen befreite Cherson.

Moskau hatte angekündigt, in den annektierten Regionen Cherson, Donezk, Luhansk und Saporischschja so lange Krieg zu führen, bis die Gebiete komplett unter russischer Kontrolle sind.

Russland hatte die vier Regionen im Zuge seines am 24. Februar 2022 begonnenen Kriegs als neue Staatsteile in seine Verfassung aufgenommen.

Intensivere Kämpfe auch in Charkiw

Ukraines Vize-Verteidigungsministerin Hanna Maljar sagte am Montag in Kiew, dass die russischen Truppen ihr Feuer auch im Osten der Ukraine intensiviert hätten.

Sie versuchten im Gebiet c, die im vergangenen Herbst verlorenen Stellungen zurückzuerobern. "Sie haben so einen Plan, sie wollen im Gebiet Charkiw jene Gebiete zurückholen, die sie verloren haben, nachdem wir sie befreit haben", sagte sie.

Ukrainische Drohne über Kaluga abgeschossen

Die russische Luftabwehr ihrerseits berichtete, eine Drohne über der russischen Oblast Kaluga abgeschossen zu haben. Der Vorfall habe sich im Bezirk Fersikowskji ereignet, teilte der Gouverneur der Oblast, Wladislaw Schapscha, auf dem Kurznachrichtendienst Telegram mit.

Es habe keine Folgen für Menschen oder die Infrastruktur gegeben. Die Oblast Kaluga grenzt im Norden an die Oblast Moskau, die die gleichnamige russische Hauptstadt umgibt; eine Grenze mit der Ukraine teilt Kaluga nicht. Es ist unklar, wer die Drohne gestartet hat.

Friedensgespräche in Jeddah ein Erfolg

Am Wochenende fand in Saudi-Arabien eines der bisher größten internationalen Treffen zu Russlands Krieg in der Ukraine statt: Vertreter aus rund 40 Ländern haben in Saudi-Arabien Gespräche über Wege zum Ende des Konflikts geführt. Vor allem die Teilnahme Chinas - einem der wichtigsten Partner Russlands - werteten Diplomaten nach dem Treffen in Jeddah am Wochenende als Erfolg. "China hat sich aktiv beteiligt und stand der Idee eines dritten Treffens auf dieser Ebene positiv gegenüber", sagte ein EU-Beamter. 

Russland hatte nicht teilgenommen.

Eine Abschlusserklärung gab es nicht - wie schon bei einem ähnlichen Treffen in Kopenhagen im Juni. Aus EU-Kreisen hieß es danach aber, es gebe breite Unterstützung dafür, die wichtigsten Punkte aus Präsident Wolodymyr Selenskijs "Friedensformel" weiter zu besprechen. 

Darunter seien "Ernährungs-, Nuklear- und Umweltsicherheit" wie auch humanitäre Hilfe. Kern der Friedensformel ist die Forderung nach einem Abzug russischer Truppen aus dem gesamten Staatsgebiet der Ukraine.

Aber auch Gastgeber Saudi-Arabien soll einen Friedensplan in Umlauf gebracht haben.

Von Riad hieß es nach dem Ende des Treffens, die Teilnehmer hätten sich darauf geeinigt, internationale Beratungen fortzusetzen, um auf gemeinsamer Grundlage den Weg zum Frieden zu ebnen, wie die Staatsagentur SPA am Sonntagabend berichtete.

Ein ähnliches Treffen auf Ebene der Staats- und Regierungschefs scheint nach den Gesprächen vom Wochenende möglich. Dies sei vor Jahresende "denkbar", sagte ein EU-Vertreter.

Aus Diplomatenkreisen in Riad hieß es, Saudi-Arabien bemühe sich um einen Kompromiss mit dem Ziel eines "globalen Friedensgipfels im weiteren Lauf des Jahres", um den Krieg zu beenden. Auch Selenskij hat Vorstellungen eines solchen Friedensgipfels mit den Staats- und Regierungschefs.
 

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