Luftlande-Operationen, Patrouillenflüge mit neuesten Suchoj-Kampfjets, Luftaufklärung: Russlands Luftwaffe hat in diesen Tagen in Weißrussland ein ehrgeiziges Programm vor sich. Gemeinsam mit dem kleinen, nach Moskaus Pfeife tanzenden Nachbarn sind Manöver der Luftwaffe angesagt.
Blutiges Fiasko
Man übt also jene Einsätze, die in der Ukraine in den vergangenen Monaten schiefgelaufen sind. Von der Luftlande-Operation auf dem Flughafen nördlich von Kiew, die in den ersten Tagen des Krieges in einem blutigen Fiasko endete, bis hin zur fehlenden Präsenz der russischen Kampfjets im Luftraum über der Ukraine. Gerade einmal zehn Einsätze pro Tag würden russische Flugzeuge derzeit noch über der Ukraine fliegen, teilte kürzlich die britische Militäraufklärung per Twitter mit. Das sei nicht einmal ein Zehntel der Einsätze von Kriegsbeginn.
Aber warum hat Russland noch immer nicht die Hoheit über den Luftraum der Ukraine?
Die russische Luftwaffe, die im Syrien-Krieg massive Bombardierungen durchführte und der eine entscheidende Rolle für die militärischen Erfolge des angeschlagenen Assad-Regimes zugeschrieben wird, ist in der Ukraine kaum präsent. Angriffe aus der Luft führt Russland nur mit Raketen und weitreichender Artillerie durch. Die Luftüberlegenheit, nach Ansicht der meisten westlichen Militärstrategen eine Grundvoraussetzung für eine erfolgreiche militärische Invasion, hat man in der Ukraine nie erobert.
Erster Einsatz floppte
Einen der Hauptursachen für diese militärische Achillesferse hat die New York Times vor Weihnachten in einer tiefgreifenden Recherche enthüllt. Die russische Luftwaffe war schon in den ersten Kriegstagen an ihrer vordringlichsten Aufgabe gescheitert: Die Ausschaltung der ukrainischen Luftabwehr. Anders als heute, wo die Ukrainer bereits die ersten hochmodernen Patriot-Geschützbatterien aus den USA im Einsatz haben, verteidigte man sich im Februar nur mit Geschützen sowjetischer und damit den Russen bestens bekannter Bauart.
Doch auch die soll die russische Luftwaffe bei ihren ersten Angriffen weitgehend verfehlt haben, etwa weil sie nur völlig veraltete Militärkarten der ukrainischen Stellungen hatte. Dazu ließen sich die russischen Piloten – zum Erstaunen der ukrainischen Verteidiger – von den simpelsten Tarntechniken in die Irre führen und bombardierten Attrappen. Russische Militärblogger führen das auch auf die mangelnde Ausbildung der Piloten zurück.
Die weitgehend intakte und nun konsequent aus dem Westen verstärkte Luftabwehr erzielte von da an überraschende Erfolge. Die älteren Kampfjet- und Tiefflieger-Modelle, die die Russen in die Ukraine schickten, wurden reihenweise abgeschossen. Dass auch der bereits erwähnte Einsatz von Hubschraubern mit Luftlandetruppen nördlich von Kiew ähnlich blutig scheiterte, ließ die Militärführung in Moskau vorsichtig werden.
Überschall-Jets vom Typ Suchoj-57, Russlands derzeit modernste Kampfflieger, die angeblich auch vielen westlichen Modellen überlegen sind, kommen im Luftraum über der Ukraine gar nicht zum Einsatz. Laut dem britischen Militärexperten Justin Bronk würden die nämlich ausschließlich über dem russischen Luftraum aufsteigen, von dort aus vereinzelt Raketen abschießen und wieder landen. Die Befindlichkeit bei der russischen Luftwaffe fasst Bronk gegenüber dem Business Insider kurz und einprägsam zusammen: „Unbehaglich und völlig verunsichert.“
(kurier.at, kk)
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Aktualisiert am 17.01.2023, 12:10
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