Mohammed bin Salman: Vom Lieblingssohn zum schlimmsten Feind

Vater-Sohn-Krise: König Salman (l.) und Kronprinz Mohammed (r.)
Der saudische König fühlt sich vom Kronprinzen verfolgt, berichtet der britische "Guardian".

Laut einem Bericht des britischen "Guardian" dürfte der Streit zwischen dem saudischen König Salman und dem Kronprinzen Mohammed bin Salman gefährlich eskalieren. Das geht so weit, dass der König angeblich sogar um sein Leben fürchtet.

Die Stimmung war schon monatelang schlecht. Es gab Differenzen zwischen dem König und seinem designierten Nachfolger, vor allem wegen des Krieges im Jemen. Doch am Tiefpunkt war die Beziehung schließlich nach dem Mord an dem saudischen Journalisten Jamal Khashoggi im Oktober 2018, für den der Kronprinz verantwortlich gemacht wird.

 

Als König Salman Ende Februar zum Treffen der Arabischen Liga mit der EU nach Sharm-el-Sheikh fuhr, wurde er von seinen Beratern gewarnt, dass möglicherweise „Schritte“ gegen ihn geplant seien, so der Guardian-Bericht. Kurzerhand ließ der 82-jährige Monarch sein gesamtes Sicherheitsteam austauschen. Auch die ägyptischen Sicherheitsbeamten durften sich dem König nicht mehr nähern.

Mohammed bin Salman: Vom Lieblingssohn zum schlimmsten Feind

Der König mit Security in Ägypten

Bruder wird Minister

Währenddessen gestaltete der Sohn in Riad die politische Landschaft ein wenig in seinem Interesse um. Als „Vizekönig“ für die Zeit der Abwesenheit seines Vaters ernannte er eine neue Botschafterin in den USA und einen neuen Verteidigungsminister – seinen Bruder Khalid bin Salman, der in der Familie als Loyalist von Mohammed bin Salman gilt.

Der nicht namentlich genannte Informant der britischen Journalisten meldete zudem, dass der König über diese Bestellung sehr „erbost“ gewesen sei. Zwar seien diese Personalrochaden schon länger geplant gewesen – doch Besetzungen von Regierungsposten verkündet üblicherweise der König selbst. Kein Vizekönig hatte sich das in den vergangenen Jahrzehnten getraut.

Mohammed bin Salman schon. Der 33-Jährige galt zunächst als Modernisierer und Reformierer, als er 2015 vom König zum Verteidigungsminister und wenig später zum stellvertretenden Kronprinzen ernannt wurde. Als Hoffnungsträger der Jungen forderte er eine umfassende wirtschaftliche Innovation sowie mehr Rechte für Frauen.

Doch schon bald zeigte er andere Facetten – durch eiskalte Außenpolitik und Abgebrühtheit beim Kampf gegen Kritik im Inneren des Landes. Er ließ 2017 Andersdenkende, darunter einflussreiche Persönlichkeiten und Mitglieder des Königshauses wochenlang in einem Hotel verhören und foltern, tausende Frauenrechtlerinnen und Journalisten verhaften, Jamal Khashoggi schließlich – vermutlich – töten.

Mohammed bin Salman hat sich auf dem Weg nach oben viele Feinde gemacht. Zwar gilt er als erster in der Thronfolge, doch laut Insiderberichten formiert sich Widerstand. Mehrere Prinzen wollen demnach Prinz Ahmed bin Badulaziz, 76-jähriger Bruder des Königs und jahrzehntelanger Vize-Innenminister, auf dem Thron sehen. König Salman aber hat Mohammed auserwählt. Sollte der König sterben, bestimmt ein 34-köpfiger Rat über die Nachfolge.

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