Moderater Islam am Balkan unter Druck: "Mit Religion hat das nichts zu tun"

Moderater Islam am Balkan unter Druck: "Mit Religion hat das nichts zu tun"
Der Täter vom 2.11., Kujtim F. wurde in Wien radikalisiert. Aber auch am Westbalkan werden Jugendliche vom IS rekrutiert.

Artan Grubi macht am Telefon deutlich, wie schockiert er noch immer von dem Anschlag in Wien ist. Grubi ist Vizepremier von Nordmazedonien und gehört der albanischen Volksgruppe an. Wie Nexhip V. und Kujtim F., die am 2. November in Wien starben – weil Kujtim beschlossen hat, für einen Dschihad zu kämpfen, der von Kriminellen gepredigt wird.

Am Mittwoch wurde Nexhip  im Heimatdorf seiner Familie in der Gemeinde Struga in Nordmazedonien, nahe der albanischen Grenze, beigesetzt. „Wir verurteilen die Tat aufs Schärfste“, sagt Grubi. Er möchte noch einmal festhalten: „Mit Religion hat das nichts zu tun. Das ist nur kriminell.“ Im multiethnischen Nordmazedonien zählt sich ein Drittel der Bevölkerung zum Islam, darunter vor allem die albanische Minderheit. Doch es gibt die alte Weisheit,  dass die „eigentliche Religion von Albanern  das Albanertum“ ist. Was den Islam angeht, gelten sie – wie viele Muslime am Westbalkan – als moderat.

Der Täter Kujtim F. ist wie sein Opfer Nexhip V. in Österreich geboren, ihre Familien kommen aus derselben Region in Nordmazedonien, nur etwas mehr als eine Autostunde voneinander entfernt. Kujtims Verbindungen in die Heimat der Eltern waren nach heutigen Wissensstand nur rudimentär. Radikalisiert wurde er offenbar in Wien. Die islamistische Szene ist in Österreich stark von Figuren mit Balkan-Background geprägt.

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