Minengefahr in Bosnien und im Kosovo: Österreicher klären auf
Immer wieder tauchen sie auf: Einschusslöcher in den Hauswänden Sarajevos – stille Zeugen des verheerenden Krieges, der in den 1990er-Jahren in Bosnien wütete. Die einzige sichtbare Erinnerung, denn an den Häusern flanieren lächelnde Paare vorbei, genießen die Sonnenstrahlen. Das erste Ziel von Verteidigungsministerin Klaudia Tanner macht auf ersten Blick nicht den Eindruck einer Krisenregion.
Doch bald wird klar, warum Österreich nach wie vor mit 284 Soldaten an der Mission „EUFOR Althea“ teilnimmt.
Wer kann, verlässt das Land
Dass die Narben aus der Zeit des Krieges noch lange nicht verheilt sind, zeigt ein sogenanntes „Non-Paper“, ein Flugblatt, das die derzeitige Grenzziehung in Bosnien infrage stellt, eine Abtrennung der serbisch dominierten Republika Srpska fordert. Wer es verfasst hat, ist noch unklar. „Auf jeden Fall wird es breit diskutiert, vor allem bei den Jungen“, sagt Oberstleutnant Alexander Kovacs.
Während die ältere Generation, die den Krieg noch in leidvoller Erinnerung hat, auf keinen Fall eine Eskalation der Lage haben möchte, sind die Jungen mangels wirtschaftlicher Perspektiven unzufrieden. Wer kann, verlässt das Land.
Eine ernsthafte Gefahr sieht der Kommandant der Mission, Generalmajor Alexander Platzer, nicht. Sollte der unwahrscheinliche Fall eintreten, könnten die Truppensteller-Staaten Ersatzkräfte entsenden. Dieses Szenario üben die Soldaten der EU-Mission regelmäßig, bilden die bosnische Armee aus.
„Die Bosnier übernehmen immer mehr Aufgaben, etwa die Entminung“, sagt Kovacs. Noch immer sind mehr als 900 Quadratkilometer im Land vermint, regelmäßig kommt es zu tödlichen Unfällen. Österreichische Soldaten sind auch an Schulen vor Ort, klären über die Minengefahr auf.
"Geht nach oben"
Auch im Kosovo dürften Minen die größte Gefahr darstellen – und auch dort hat der Staat viele Aufgaben wieder selbst übernommen. Das zeigt sich auch an der sinkenden Anzahl der NATO-Truppen im Kosovo: Waren es 1999 noch 50.000, sind heute noch 3.600 Soldaten im Land – davon 340 aus Österreich.
„Die Lage ist nach dem Wahlsieg von Albin Kurti stabil, auch wirtschaftlich geht es wieder nach oben“, sagt ein Offizier zum KURIER.
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