Merkel ruft Erdogan zu Zurückhaltung in Syrien auf

Die beiden Politiker sind sich einig, dass die Jihadistenmiliz Islamischer Staat noch nicht besiegt ist.

Deutschlands Bundeskanzlerin Angela Merkel hat den türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan zu einem besonnenen Vorgehen im Nachbarland Syrien aufgerufen.

Merkel habe in einem Telefonat mit Erdogan die Erwartung geäußert, "dass die Türkei mit Zurückhaltung und Verantwortung auf den angekündigten Rückzug der US-Truppen aus Syrien reagieren werde", erklärte Vizeregierungssprecherin Martina Fietz am Sonntag in Berlin.

Andere Einschätzung als Trump

Die beiden Politiker seien sich einig gewesen, dass die Jihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) noch nicht besiegt sei. "Der IS sei zwar durch das gemeinsame Handeln zurückgedrängt, bleibe aber eine erhebliche Gefahr, die weiterer Aufmerksamkeit bedürfe", gab die Vizeregierungssprecherin den Inhalt des Gespräches wieder.

Damit hoben sich Merkel und Erdogan von der Einschätzung von US-Präsident Donald Trump ab. Dieser hatte den Rückzug der US-Truppen damit begründet, dass der IS besiegt sei und ein Einsatz deswegen nicht mehr erforderlich sei.

Machtvakuum im Norden Syriens

Der angekündigte US-Rückzug könnte ein Machtvakuum vor allem im Norden Syriens hinterlassen. Dort sind kurdische Milizen aktiv, welche die Regierung in Damaskus aus Furcht vor einer türkischen Offensive nach dem geplanten Abzug der US-Truppen um Hilfe gebeten hatten.

Die Präsenz der Kurdenmilizen ist der Türkei ein Dorn im Auge, da sie ein durchgängiges kurdisches Gebiet an ihrer Südgrenze verhindern will. Erdogan hatte vor kurzem eine Militäroffensive angekündigt, um die Milizen aus der Region zu vertreiben.

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